43,4 Prozent für René Wilke von der Linkspartei

Vor der Stichwahl am 18. März in Frankfurt (Oder) liegt Rathauschef Martin Wilke (parteilos) 23,1 Prozent zurück

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

René Wilke (LINKE) hatte vorher damit gerechnet, dass er es bei der Oberbürgermeisterwahl am 4. März in Frankfurt (Oder) in die Stichwahl schaffen würde. Er hatte auch ganz richtig prognostiziert, dass es zu einem Zweikampf mit dem bisherigen Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos) kommen würde.

Nicht gerechnet hatte René Wilke, der gemeinsam von Linkspartei und Bündnisgrünen nominiert wurde, mit einem so deutlichen Abstand von 23,1 Prozent auf seinen Namensvetter Martin Wilke, mit dem er weder verwandt noch verschwägert ist.

43,4 Prozent der Stimmen erzielte der 33-jährige René Wilke. Er ist Linksfraktionschef in der Stadtverordnetenversammlung und stellvertretender Linksfraktionschef im Landtag. »Ich freue mich über das sehr gute Ergebnis«, sagte René Wilke. Die kommenden 14 Tage bis zur Stichwahl wolle er dafür nutzen, um noch mehr Wähler von seinen Ideen für die Stadt zu überzeugen.

»Das ist ein super Ergebnis«, schwärmte am Montag LINKE-Landesgeschäftsführerin Anja Mayer. »Das Ergebnis ist verdient, weil René Wilke einen super Wahlkampf gemacht hat und seit Jahren in der Stadt engagiert wirkt.« Grünen-Landeschef Clemens Rostock freute sich: »Auch in einem schwierigem Umfeld kann man mit überzeugenden, grün-linken Inhalten verbunden mit einer integren Person punkten.«

Der deutliche Abstand auf den Oberbürgermeister Martin Wilke ist ist auch deshalb überraschend, weil sich Martin Wilke demonstrativ an die Spitze des Widerstands gegen die ungeliebte Kreisgebietsreform gestellt hatte, während René Wilke diese Reform nicht rundweg ablehnte, sondern versuchte, bei der rot-roten Landesregierung für seine Heimatstadt etwas herauszuschlagen. René Wilke stellte Bedingungen für seine Zustimmung zu dieser Reform, und wenn diese Bedingungen nicht erfüllt worden wären, so hätte er im Landtag nicht für die Reform gestimmt. Intern hatte er schon vorgewarnt, dass er es vermutlich ablehnen müsse, dass die bislang kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) mit dem Landkreis Oder-Spree fusioniert. Aber das wurde nicht öffentlich. René Wilkes Position in dieser Frage war eigentlich klar, ließ sich aber nicht so leicht erklären. Deswegen hätte man vermuten können, dass er es bei der Oberbürgermeisterwahl schwer haben werde Doch die Sache hatte sich ohnehin erledigt, nachdem Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die Kreisreform angesichts des großen Widerstands dagegen Ende vergangenen Jahres absagte.

Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos) war bei seiner Wahl vor acht Jahren noch der gemeinsame Kandidat von SPD und CDU gewesen. Diesmal versuchte er es auf eigene Faust und schaffte mit seinem Amtsbonus und der Erklärung, er wolle zu Ende bringen, was er angefangen habe, 20,3 Prozent. Nicht weit weg von ihm landete Wilko Möller (AfD) mit 17 Prozent der Stimmen am Sonntag auf Platz drei. Möller, der bei der Bundespolizei arbeitet, ist damit genauso ausgeschieden wie Markus Derling (CDU) mit seinen 14,2 Prozent und Jens-Marcel Ulrich (SPD), der - weit abgeschlagen - nur fünf Prozent erreichte. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,5 Prozent.

Er freue sich auf die nächsten 14 Tage und werde mit René Wilke »alles öffentlich ausdiskutieren und klar machen«, was unter den gegebenen Bedingungen gehe und was nicht, sagte Martin Wilke. Das Ergebnis der ersten Wahlrunde mobilisiere sicher den einen oder anderen Bürger, zur Stichwahl zu gehen, meinte der 60-Jährige. »Davon bin ich überzeugt.«

CDU-Kandidat Derling stellte sich nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses hinter Oberbürgermeister Martin Wilke. »Als Realist, der weiß, was in der Stadt geht, sehe ich den Oberbürgermeister mit Realismus und richtigen Rezepten als denjenigen, der die Stadt voranbringen kann.«

SPD-Kandidat Ulrich sagte, die Stichwahl werde interessant. Er ließ offen, ob die SPD in Frankfurt (Oder) vor der Stichwahl eine Wahlempfehlung abgeben wird.

Dass René Wilke die Stichwahl gewinnt, ist trotz seines großen Vorsprungs auf Martin Wilke nicht sicher. In der Vergangenheit sind bei anderen Bürgermeisterstichwahlen im Land Brandenburg solche großen Abstände im Einzelfall durchaus auch noch aufgeholt worden. mit dpa

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