Streiks und Sonntagsreden

Am Weltfrauentag legten Millionen Menschen in Spanien die Arbeit nieder und forderten Lohngleichheit

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wegen eines Streiks am Weltfrauentag sind am Donnerstag mehr als 300 Fernzüge in Spanien ausgefallen. Zu den 24-stündigen Arbeitsniederlegungen hatten die Gewerkschaften aufgerufen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern insbesondere beim Gehalt zu unterstützen. Den beiden großen Arbeitnehmerverbänden CCOO und UGT zufolge beteiligten sich 4,7 Millionen Beschäftigte und folgten dem Aufruf, für zwei Stunden die Arbeit ruhen zu lassen. Feministische Organisationen hatten Frauen zudem aufgerufen, kein Geld auszugeben und keine Hausarbeiten zu erledigen.

Auch in anderen Teilen der Welt kam es zu großen Demonstrationen, so in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Für den Abend waren weitere Proteste geplant, unter anderem in der türkischen Metropole Istanbul und in Berlin, wo das Bündnis Frauen*kampftag mobilisiert hatte.

Regierungschefs nutzten den Tag indes für Bekenntnisse und Besuche. Theresa May, Premierministerin von Großbritannien, ließ sich während eines Treffens mit Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben, fotografieren. Vertreter der geschäftsführenden Bundesregierung forderten einen stärkeren Einsatz für Frauenrechte. Es gebe noch viel zu tun für »gleiche Rechte für Frauen und natürlich auch für neue Aufgaben für Männer«, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag in einer Videoansprache. Dies gelte für Deutschland, aber noch mehr für viele Länder, in denen Frauen grundlegende Rechte verwehrt seien. Der Internationale Frauentag sei deshalb »ein Tag, an dem wir sagen: Der Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen geht weiter.«

Die Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Bundestag, Sahra Wagenknecht, kritisierte die Bundesregierung scharf. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Wagenknecht, nicht nur das Frauenwahlrecht jähre sich 2018. Auch sei »die Einkommensungleichheit in Deutschland heute wieder so groß wie vor hundert Jahren«. Besonders betroffen davon seien auch heute Frauen. »Sie erhalten doppelt so häufig Niedriglöhne wie Männer, die Kluft ist in Deutschland so groß wie fast nirgendwo sonst in Europa. Dies zu ändern hat natürlich keinen Vorrang für Merkel und Nahles«, so Wagenknecht.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund erinnerte an das vor 100 Jahren in Deutschland »dank der proletarischen Frauenbewegung« eingeführte Frauenwahlrecht. Heute gebe es noch viel zu tun, so der DGB. Man verteidige das »Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit auch für Frauen« und erwarte von der neuen Bundregierung, »dass sie sich zu diesem Ziel bekennt und alles daran setzt, die Arbeitszeitlücke, die Entgeltlücke und die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern endlich zu schließen«. Mit Agenturen

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