»Über Hartz IV ist die Zeit hinweggegangen«

Grünen-Chef Habeck fordert eine Anhebung der Regelsätze und die Abschaffung der Sanktionen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Grundsicherung Hartz IV muss aus Sicht der Grünen dringend reformiert werden. Die Äußerungen des designierten Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zu Hartz IV hätten zwar die völlig falsche Stoßrichtung, doch sei es gut, wenn nun über das Arbeitslosengeld II diskutiert werde, sagte der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck am Dienstag im ZDF-»Morgenmagazin«. »Die Leute sind ja nicht arm trotz Hartz IV, sondern wegen Hartz IV.« Spahn hatte mit Äußerungen wie, mit Hartz IV habe »jeder das, was er zum Leben braucht«, von vielen Seiten Kritik auf sich gezogen.

Habeck erklärte: »Hartz IV ist nicht gemacht worden, um Armut zu verhindern, sondern um Menschen in Arbeit zu bringen. Das ist vor 15 Jahren vielleicht richtig gewesen.« Es werde extremer psychischer Druck auf die Menschen ausgeübt, einen Job anzunehmen. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Das System müsse verändert werden. »Die Grundlagen der Bemessung sind falsch«, sagte Habeck. »Die Zeit ist über Hartz IV hinweggegangen.«

Die Grünen plädieren seit längerem dafür, dass die Regelsätze von Hartz IV für ein »menschenwürdiges Leben« reichen. Ihr Ziel ist ein Ende von Sanktionen etwa wegen nicht angenommener Jobangebote. Momentan erhält ein Erwachsener ohne Job, der allein zur Miete wohnt, im Monat 416 Euro Arbeitslosengeld II.

Habeck forderte, die Große Koalition müsse eine Antwort darauf geben, wie es mit dem Sozialstaat weitergehen solle. Die von Spahn ausgelöste Diskussion sei eine »Zerreißprobe« für Union und SPD, noch bevor die Regierung ihre Arbeit aufnehme. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.