Die Genossen sparen beim Personal

Das Geschäft der Volks- und Raiffeisenbanken stagnierte im vergangenen Jahr

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Geschäfte der Genossen stagnieren. Im zurückliegenden Jahr haben sich die Volks- und Raiffeisenbanken mit einem voraussichtlichen Gewinn von 7,3 Milliarden Euro zwar »operativ gut behauptet«, sagte Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main. Doch dieses Betriebsergebnis entspricht dem des Vorjahres und wurde nur durch erhebliche »Kraftanstrengungen bei den Kosten« möglich.

Was mit diesen Kraftanstrengungen gemeint ist, sind weniger Banken, weniger Filialen und weniger Personal. Noch vor fünf Jahren versorgten 1102 genossenschaftliche Geldinstitute vor allem die Provinz mit Bankdienstleistungen. Mittlerweile ist die Zahl der Volksbanken auf 915 gesunken. Im Regelfall steht hinter diesen Zahlen der Zusammenschluss von zwei oder mehreren Kreditinstituten in einer Region. Im selben Zeitraum sind aber auch fast zweitausend Filialen geschlossen worden. Übrig geblieben sind bundesweit noch 11 108 Bankfilialen.

Nicht immer und überall stießen die Rationalisierungsorgien der vergangenen Jahre auf Verständnis bei den über 18 Millionen Genossenschaftsmitgliedern, den betroffenen Kommunen und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. BVR-Präsidentin Kojak begründete den harten Sparkurs innerhalb der Volks- und Raiffeisenbanken mit der anhaltenden Niedrigzinsphase, einem hohen Wettbewerb und steigenden regulatorischen Anforderungen durch die europäisierte Bankenaufsicht. All dies kostet und verringert ihr zufolge den betriebswirtschaftlichen Spielraum der genossenschaftlichen Banken.

Dabei handeln die Kreditgenossenschaften genauso wie die meisten anderen Banken, die ebenfalls im Geschäft mit den Privatkunden sparen. Lediglich die Commerzbank setzt noch auf die Eröffnung neuer Filialen, um den Kontakt zu den Kunden auszubauen. Es sind vor allem die Möglichkeiten des Internets und des Onlinebankings, welche das Filialsterben in Deutschland wie auch in der Europäischen Union befördern.

Umfragen belegen zwar immer wieder, dass auch jüngere Bankkunden spätestens beim ersten Bausparvertrag persönliche Beratung schätzen. Wie beim Aussterben des lokalen Einzelhandels schaufeln die Verbraucher durch eine »Geiz-ist-geil«-Mentalität sich letztlich selbst das Grab für einen guten Service, wenn sie zunächst ein günstiges Konto persönlicher Beratung vorziehen.

Kürzlich hatten bereits die Sparkassen auf ihrer Jahrespressekonferenz über eine ähnliche Entwicklung berichtet. Die Zahl der Sparkassen nahm allein 2017 von 404 auf 386 ab; die Zahl der Zweigstellen, in denen Kunden von Mitarbeitern bedient werden, sank erstmals unter die Marke von 10 000. Im Unterschied zu den Volksbanken ging auch das Baufinanzierungsgeschäft zurück. Dies ist wohl eine Folge der gestiegenen Preise in den größeren Städten, wo Sparkassen hauptsächlich aktiv sind. Dagegen können sich auf dem Land noch mehr Menschen den Bau eines Eigenheims leisten.

Auch am Personal sparen die Volks- und Raiffeisenbanken. Die Personalaufwendungen betrugen 2017 nur noch 8,6 Milliarden Euro, was einem Rückgang zum Vorjahr von 0,7 Prozent entspricht. Mittlerweile beschäftigen die Genossenschaftsbanken nur noch 146 500 Mitarbeiter, also drei Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei werden meist Stellen, die frei werden, weil jemand in Rente geht, nicht mehr neu besetzt.

Frau Kolak betonte am Tag vor der Wiederwahl von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung der Volksbanken für die Realwirtschaft: »Die regionale, mittelständische Wirtschaft braucht starke Banken vor Ort.« So wuchsen die Kreditbestände um bemerkenswerte 5,8 Prozent auf 558 Milliarden Euro. Erfreulich sei daher, so die BVR-Präsidentin, dass im Koalitionsvertrag eine differenzierte Finanzmarktregulierung versprochen werde, die regionale Banken von Bürokratie und übertriebenem Meldeaufwand entlasten müsse. »Den Worten sollten jetzt auch entsprechende Taten folgen.«

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