Leipzig liest und diskutiert
Preisverleihung und Protest gegen rechte Verlage zum Auftakt der Buchmesse
Berlin. An diesem Mittwochabend erhält Åsne Seierstad im Leipziger Gewandhaus den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Ausgezeichnet wird die norwegische Publizistin für ihr Buch »Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders«. Darin rekonstruiert sie die Wandlung des Osloer Sprayers »Morg« zum Rechtsterroristen Anders Behring Breivik. Mit der Preisverleihung beginnt die diesjährige Leipziger Buchmesse, deren Tore von Donnerstag bis Sonntag für das Publikum geöffnet sind.
Ebenfalls für den Mittwochabend hat das Bündnis »Verlage gegen Rechts« zu einer Kundgebung unter dem Motto »Meinungsfreiheit nutzen, Rechten widersprechen« auf dem Augustusplatz aufgerufen. Rund 80 Verlage und über 200 Einzelpersonen haben sich der Initiative bislang angeschlossen, um gegen die Anwesenheit rechter Verlage auf der Buchmesse zu protestieren. Während der Öffnungstage plant das Bündnis zahlreiche Veranstaltungen auf der Messe. Aktionen an den Ständen rechter Publizisten hält Mitinitiatorin Zoë Beck indessen für »komplett falsch«. Auf der Frankfurter Buchmesse 2017 hatten Rechtspopulisten sich nach solchen Protesten als Opfer linker Gewalt und Intoleranz inszeniert.
Unter den 2600 Ausstellern, die in Leipzig ihre Publikationen, Produkte und Positionen präsentieren, sind nach der kurzfristigen Absage der Wochenzeitung »Junge Freiheit« gerade einmal drei, die extrem rechtes Gedankengut offensiv verbreiten. Ihrem Auftritt steht die Vielfalt der Bücher und Autoren gegenüber, die sich nicht zuletzt auf den 3600 Veranstaltungen während der Messe offenbaren wird. Diskutiert wird in Leipzig allerdings auch über den Strukturwandel, der der Branche zu schaffen macht. Die Zahl der Bücherkäufer geht in Deutschland seit Jahren rapide zurück - und mit ihr die Lesekultur. mha
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