Aus einer Saison wurden inzwischen 41 Jahre
Wilbert Olinde war einer der ersten afro-amerikanischen Profis der Basketball-Bundesliga - heute berät er in Hamburg Eltern junger Fußballer
Stunden vergehen wie Minuten, wenn man mit Wilbert Olinde plaudert. Am Ende des Treffens im Winterhuder »Café Charade« signiert der 62-Jährige die lesenswerte Biografie, die der Amerikanistik-Professor Christoph Ribbat über ihn geschrieben hat mit den Worten: »Unsere kurze Begegnung im wunderschönen Stadtteil Winterhude bleibt unvergessen - viel gelacht, interessanter Austausch und viel positive Energie.«
Positive Energie ist ein gutes Stichwort, dazu reichlich Empathie - Wilbert Olinde ist ein Menschenfänger. Aber nicht einer, der verführt, sondern der inspiriert. Vielen hat der Fachmann für mentales Training schon zu einem besseren Leben verholfen - so wie der Dokumentarfilmerin Mirjam, die zu Beginn ihrer Karriere von einer Fernsehredakteurin gemobbt wurde und in eine tiefe Lebenskrise fiel. Olinde lernte die Filmemacherin auf einer Party kennen und steckte ihr einen Zettel, auf dem nur ein Wort stand: »Ho‘ oponopono«. Es steht für ein traditionelles spirituelles Verfahren der Hawaiianer. Schließlich coachte Olinde die Verzweifelte, machte eine Klopftherapie mit ihr - und es funktionierte! Negative Blockade gelöst, die Frau fand wieder in die Spur. Heute ist sie eine erfolgreiche Regisseurin.
Seine Ziele mit Ehrgeiz zu erreichen, hat Wilbert Olinde beim Sport gelernt - an der University of Los Angeles, California. Von dort heuerte der talentierte College-Basketballer im Schlepptau seines Trainers, eines jungen Literaturwissenschaftlers und ebenfalls US-Bürger, 1977 beim SSC Göttingen an. Olinde gehörte zu den ersten afro-amerikanischen Profis in der Basketball-Bundesliga. Eigentlich wollte er nur eine Saison bleiben. Doch wie das Leben so spielt: Olinde studierte an der Uni Betriebswirtschaft, verliebte sich in eine deutsche Tischtennisspielerin, gründete eine Familie und wurde 1985 eingebürgert. Doch in Göttingen war er für viele ein Exot, der gegen Ressentiments ankämpfen musste. »Du bist dümmer wie ich«, blubberte ihn ein Rassist an. Der Akademiker mit zwei Studienabschlüssen konterte: »Aber ich kann wenigstens Deutsch!«
Nach der sensationellen Meisterschaft 1980 mit dem SCC-Team war er plötzlich ein gefragter Mann. 1985 lud ihn das Bundeskanzleramt zum Kinderfest ein. Dort traf er Helmut Kohl. Der hatte den Wunsch, dass Olinde einen »Dunk« in den Korb stopft, den Basketball also von oben hinein bringt. »Kohl sah glücklich aus«, erinnert sich der Basketballer
Später arbeitete Olinde in Hamburg für eine international agierende Bank, heute berät er als Inhaber von »Black Pearl Inspiration« Führungskräfte - und beim Hamburger Fußballverband Eltern mit zwölf- bis vierzehnjährigen Kindern, die Leistungssport betreiben.
Basketball hat Olinde zuletzt 2012 gespielt, die Knie schmerzen. Heute sei er eher »Randsportathlet«, sagt er. Und er betreibt Yoga. Doch einer seiner beiden Söhne aus zweiter Ehe ist seine Fußstapfen getreten: Der 1988 in Hamburg geborene Louis ist Basketball-Profi.
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