Deutsche Bank bessert die Kasse auf
Teilverkauf des Vermögensverwalters DWS soll Ruhe ins Fondsgeschäft bringen
Deutschlands größte Bank macht Kasse. Mit dem Verkauf von bis zu 25 Prozent ihres Vermögensverwalters DWS wollte die Deutsche Bank 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro einnehmen. Zu Irritationen hatte im Vorfeld nicht allein das Bekanntwerden eines noch schlechteren Ergebnisses der Bank als zuletzt gemeldet beigetragen, sondern auch die Zahlung von 2,3 Milliarden Euro Boni an die Mitarbeiter. Der Erlös aus dem Börsengang von DWS wird daher nicht einmal diese Prämienzahlungen abdecken, zumal die Emission auch noch unter den Hoffnungen blieb: Ausgegeben wurden die Aktien der Investmentfondsgesellschaft jetzt zu 32,50 Euro, womit der Deutschen Bank brutto rund 1,4 Milliarden Euro zuflossen. Bis zu 22,25 Prozent der Anteile wurden veräußert.
Der Verkauf von Konzernteilen, um die Kriegskasse zu füllen, ist zurzeit auch in Deutschland wieder hochgeschätzt. Vergangene Woche brachte Siemens seine Medizinsparte Healthineers an die Börse. Die Papiere des Spezialisten für Bilddia-gnostik legten in den ersten Börsentagen kräftig zu. Siemens hatte allerdings 15 Prozent der Tochtergesellschaft oder 150 Millionen Aktien an den Markt gebracht. Erlös: 4,2 Milliarden Euro. Auch hier hatte die Konzernleitung von höheren Preisen geträumt.
Healthineers war bereits der dritte Börsengang in diesem Jahr. Im April will die Immobiliengesellschaft Godewind folgen. Einige größere Internetgesellschaften wie Dropbox oder Spotify planen ebenfalls, demnächst Aktien feilzubieten.
Das rege Treiben hat etwas von Torschlusspanik, denn die Notenbanken dürften den Geldhahn in absehbarer Zeit (weiter) zudrehen. Das billige Geld, mit dem die Europäische Zentralbank und die US-amerikanische Fed die Finanzmärkte fluteten, trieb die Aktienkurse laufend in neue Rekordhöhen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, eine Lobby der Kleinaktionäre, warnte denn auch vor »einer liquiditätsgetriebenen Börse«.
Inzwischen sinken die Aktienkurse, da die üppigsten Liquiditätsquellen zu versiegen drohen. Die Zinsen steigen nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande. »Ist das die Wende?«, fragt der Chefvolkswirt der HSH Nordbank, Cyrus de la Rubia, besorgt.
Skeptisch klingt derzeit so mancher Aktienanalyst. Die Hausse-Phase mit fortgesetzt steigenden Börsenkursen dauert nun schon mehr als 2200 Tage - und ist damit die zweitlängste Aktienrallye in der Geschichte. Die längste endete 1987 in einem Crash, der dann auch die reale Weltwirtschaft hart traf.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Dachorganisation der Zentralbanken, warnt seit den Aktienmarktturbulenzen im Februar - zeitweise waren die Kursschwankungen so stark wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr - vor einer »Rückkehr der Volatilität«, also vor allzu sprunghaften Entwicklungen, die zu Panik führen könnten.
Der Börsengang der Deutsche-Bank-Tochter verlief am Freitag hingegen ruhig. Um fünf Cent auf 32,55 Euro stieg der Aktienkurs am Morgen. Die DWS - ursprünglich: Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen mbH - hat dabei selbst eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Infolge der diversen strategischen Wendemanöver der Deutschen Bank vollzog sie lange einen Schlingerkurs. Mit einem verwalteten Vermögen von rund 700 Milliarden Euro ist die Investmenttochter zwar deutlich kleiner als etwa Blackrock, die weltweite Nummer eins unter den Vermögensverwaltern, oder der französische Konkurrent Amundi. In Deutschland gehört die DWS allerdings zu den führenden Anbietern von Fondsanteilen.
Um nach dem Börsengang Ruhe ins DWS-Geschäft zu bringen, wurden vorab 10 Millionen der 40 Millionen angebotenen Aktien dem japanischen Versicherungskonzern Nippon Life versprochen, der somit als Ankerinvestor fungiert. Er soll vor allem beim geplanten Ausbau des Geschäfts im Wachstumsmarkt Asien helfen. Die Deutsche Bank bleibt aber Herr im eigenen DWS-Hause.
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