Die Bremer Sieben und ihr großer Streich

Nach drei Jahren Jugendberufsagentur im kleinsten Bundesland kann der Senat lediglich mit einer mageren Bilanz aufwarten

  • A. Cäcilie Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Die hohe Kunst, recht dürftige Ergebnisse als beeindruckenden Erfolg darzustellen, kommt im kleinsten Bundesland groß raus. Das jüngste Beispiel lieferte jetzt Martin Günthner, Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, mit einer Mitteilung, in der eine Lobeshymne auf die Erfolge der vor drei Jahren gegründeten Jugendberufsagentur (JBA) zu finden ist. Diese soll Schulabgänger auf dem Weg zu einem Berufs- oder Studienabschluss begleiten. Doch im Grunde hat die Einrichtung nicht viel geliefert, was ihrem Ziel entspräche.

Zunächst weist Senator Günthner auf die große Leistung hin, die sieben Bremer Gründungsmitglieder zusammengebracht und dann sogar noch deren Kooperation in Gang gesetzt zu haben. Beim Versuch, gemeinschaftlich junge Menschen nach der Schule beruflich unter die Haube zu bringen, spielen so viele Akteure mit, weil das Bundesland Bremen aus zwei Kommunen - den Städten Bremen und Bremerhaven - besteht. Was allerdings die Frage aufwirft, wie viel Kleinteiligkeit und »Gründungsphasenzeit« sich Bremen gönnen sollte, wenn es darum geht, die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Land sowie die hohe Abbrecherquote in Ausbildung und Studium zu verringern.

Im vergangenen Jahr belegte Bremen bei der Jugendarbeitslosigkeit Platz 13 in der Statistik der Bundesländer. Mit über neun Prozent lag die Bremer Jugendarbeitslosigkeit doppelt so hoch wie im Durchschnitt in den westdeutschen Bundesländer.

Die Arbeitnehmerkammer Bremen wies zudem bereits vor drei Jahren, als das JBA-Projekt begann, auch auf die Auswirkungen von Ausbildungsabbrüchen hin. Die führten nach Angaben der Kammer häufig dazu, dass die Bereitschaft von Arbeitgebern zur Ausbildung sinke und der Misserfolg die Jugendlichen in die Langzeitarbeitslosigkeit treibe. Bremen trage bei den Ausbildungsabbrüchen im Bundesländervergleich zwar nicht die rote Laterne, sehr wohl aber bei der Langzeitarbeitslosigkeit.

Beim Bremer JBA-Projekt sitzen neben zwei Senatorinnen und einem Senator, die insgesamt für zwölf Ressorts stehen, der Magistrat Bremerhavens, die Jobcenter der beiden Schwesterstädte sowie die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven mit im Boot. Zusätzlich zur begonnenen Kooperation der Beteiligten hat die JBA nach drei Jahren mit ihren 170 Mitarbeitern noch insgesamt 725 Beratungen sowie rund 1450 Kurzkontakte mit der Klientel zustande gebracht. Ein ernüchterndes Ergebnis, hatte die Arbeitsagentur im fraglichen Zeitraum doch rund 32 500 zu beratende junge Menschen in der Kartei.

In drastischem Kontrast zu den mageren Beratungs- und Kurzkontaktzahlen steht der grelle, anbiedernd auf jugendlich gemachte Internetauftritt der JBA. In neonfarbener Schrift wird zum Beispiel mit »LäuftBeiDir - wir sind für euch da!« gelockt. Und bei den Rubriken: »Veranstaltungen & Termine« prangt die leuchtend blaue Überschrift: »ArschHoch«.

So ähnlich, jedoch in senatorischer Öffentlichkeitssprache, wird Günthner in der Mitteilung aus seinem Hause zitiert. Im Anschluss an das Lob über das Zustandekommen der Kooperation während der zurückliegenden drei Jahre, nennt er diese ein gefundenes Werkzeug, das jetzt endlich zum Einsatz kommen müsse. Das Ziel sei schließlich, alle jungen Leute in Bremen zur Aufnahme und zum Abschluss einer beruflichen Ausbildung zu führen. Und mit seiner anschließenden nochmaligen Betonung der Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik und Wirtschaft verteilt er gleich weiträumig die Verantwortung für das müde Ergebnis der ersten drei JBA-Jahre.

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