Angst vor dem Transitverkehr

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 3 Min.

Die vielbefahrene Grenzbrücke in Küstrin-Kietz bedarf der Erneuerung. »Aus touristischen und auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das dringend notwendig. Jetzt können da ja nicht mal Busse drüber fahren«, sagt Frank Schütz (CDU), Bürgermeister von Golzow (Märkisch-Oderland).

Doch die Anwohnergemeinden entlang der ohnehin stark frequentierten Bundesstraße B1 befürchten einen Verkehrsansturm. Die Strecke ist der kürzeste Transit-weg zwischen Berlin und der boomenden Sonderwirtschaftszone im polnischen Kostrzyn. Mit einem Brückenneubau dürfte die bisherige Beschränkung auf Lkw bis zu 7,5 Tonnen entfallen, dann werden auch Schwerlasttransporter durch die Dörfer fahren.

Reimar Wendland, Chef der Bürgerinitiative B1, spricht in diesem Zusammenhang von vorsätzlicher Körperverletzung. »Neben der Lärmbelästigung bekommen wir es dann auch mit krebserregenden Stickoxiden und giftigem Feinstaub zu tun«, sagt er. Denn die meisten der dann täglich 2400 Transporter seien doch »osteuropäische Dreckschleudern«.

Die Zahlen habe Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) selbst genannt, als Vertreter der Bürgerinitiative Anfang März im Infrastrukturausschuss des Landes in Potsdam waren, sagt Wendland. Antworten auf drängende Fragen der Anwohner zu den Plänen habe es aber nicht gegeben.

Kritik kommt auch von CDU-Landtagsabgeordneten Kristy Augustin: »Wir wissen seit Jahren, dass die neue Brücke kommt, werden aber über die genaue Umsetzung im Unklaren gelassen.«

Landrat Gernot Schmidt (SPD) geht es trotz seiner guten Kontakte ins Nachbarland nicht anders. »Die Brücke ist Sache der polnischen Zentralregierung, da wissen selbst die Kommunalpolitiker in der Grenzregion nichts«, sagt er. Erst wenn das deutsch-polnische Regierungsabkommen zum Brückenbau in Kraft trete, werde mit Polen eine Planungsvereinbarung geschlossen.

»Erst dann wissen auch wir mehr zu Bauterminen und Verkehrsprognosen«, sagt Steffen Streu, Sprecher des Verkehrsministeriums. Der Vertrag werde aber noch durch die EU geprüft.

Das Ministerium hält die B1 für gut ausgebaut. Seit Jahren wird die Straße von Transportern genutzt, die die Autobahn-Maut umgehen wollen und erst kurz vor der deutsch-polnischen Grenze bei Frankfurt (Oder) wieder auf die A12 fahren.

Die Abgeordnete Augustin, die aus der Region stammt, hält dem entgegen. »Einem weiteren massiven Anstieg des Verkehrs auch mit Schwerlasttransportern ist die Trasse keinesfalls gewachsen.«

In der Region weiß jeder: Vor einer Brückenerneuerung muss die Infrastruktur ausgebaut werden. »Das reicht von Überholstrecken über Park- und Rastplätze für Transporter bis hin zu Tempo 30 für Brummis in den Ortsdurchfahrten oder auch Nachtfahrverboten«, sagt Bürgermeister Schütz.

Landrat Schmidt sichert seine Unterstützung zu, fordert aber verlässliche Zahlen. »Um nicht länger im Nebel zu stochern, brauchen wir auch klare Aussagen zum Brückenneubau, zum Zeitplan und den Rahmenbedingungen vom Land«, sagt er. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.