Ärztekammer warnt vor Mangel an Medizinern
Es gibt zwar mehr berufstätige Ärzte. Trotzdem bleibt die hohe Arbeitsbelastung für die Mediziner ein Problem
Berlin. Die Bundesärztekammer warnt trotz eines leichten Anstiegs der Zahl berufstätiger Ärzte in Deutschland vor einem sich verschärfenden Ärztemangel. »Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte steigt, aber wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach«, erklärte der Präsident der Ärztekammer, Frank Montgomery, am Donnerstag in Berlin. Die Realität sei komplexer: »Uns fehlen Arztstunden. Wenn wir nicht endlich entschieden gegensteuern und mehr Ärzte ausbilden, dann wird sich dieser Mangel verschärfen.«
Wie aus der Ärztestatistik für das vergangene Jahr hervorgeht, arbeiteten 2017 in Deutschland rund 6500 Mediziner mehr als im Jahr zuvor. Im gesamten Bundesgebiet waren etwa 385 100 Ärzte tätig. Die Zahl der Krankenhausärzte stieg den Angaben zufolge um 2,1 Prozent auf 198 500. Bei der Zahl der niedergelassenen Ärzte wurde ein leichter Rückgang auf rund 118 400 (minus 1,1 Prozent) verzeichnet. Montgomery sagte, die von der Bundesregierung geplanten Mindestsprechstundenzeiten trügen nicht dazu, die Niederlassung in einer eigenen Praxis attraktiver zu machen.
Niedergelassene Ärzte arbeiten laut Statistik im Schnitt mehr als 50 Stunden pro Woche. In den Krankenhäusern sei es ähnlich. Nach Erhebungen des Marburger Bundes seien 40 Prozent der Ärzte im Krankenhaus 49 bis 59 Stunden pro Woche im Einsatz. »Jeder fünfte hat sogar eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 60 bis 80 Stunden«, heißt es im Bericht der Ärztekammer. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland liege bei 35,6 Stunden. »Ein großer Teil unserer Ärzte arbeitet am Limit«, kritisierte Montgomery. Gleichzeitig seien gerade in der jungen Generation viele nicht mehr bereit, sich auf Kosten der eigenen Gesundheit aufzureiben.
Aus den Zahlen geht hervor, dass die berufstätigen Ärzte im Schnitt älter werden. So hat sich die Verteilung der aktiven Ärzte auf die Altersgruppen weiter nach oben verschoben. »Der Anteil der unter 35-jährigen Ärzte ist zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 18,9 Prozent gestiegen, aber gleichzeitig ist der Anteil der über 59-Jährigen auf 18,4 Prozent um 0,5 Prozentpunkte angewachsen«, hieß es.
Bei den niedergelassenen Medizinern stieg der Anteil der mindestens 60-Jährigen von 32,6 auf 33,9 Prozent. Diese Entwicklung führe angesichts des steigenden Behandlungsbedarfs bei einer immer älter werdenden Gesellschaft langfristig zu Engpässen im Gesundheitssystem, warnt die Ärztekammer.
»Es handelt sich in erster Linie nicht um ein Verteilungs-, sondern um ein Kapazitätsproblem«, erklärte Ärztekammer-Präsident Montgomery. »Wir bilden zu wenig Ärzte aus.« Er rief Bund und Länder dazu auf, die Zahl der Medizinstudienplätze um mindestens zehn Prozent zu erhöhen. epd/nd
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