Eine Nummer für alle Notfälle
Erreichbarkeit des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes seit 1. April bundesweit einheitlich
In vielen Rettungsstellen der Krankenhäuser ist der Ausnahmezustand zur Normalität geworden. Die Notaufnahmen sind oftmals gnadenlos überfüllt, der Andrang so hoch, dass das Personal völlig überlastet ist und die Patienten teilweise stundenlang auf ihre Behandlung warten müssen. Dabei sind die Ambulanzen voll von Menschen, bei denen gar kein akuter Behandlungsbedarf besteht. Diese Menschen sollten eigentlich im Wartezimmer ihres Hausarztes sitzen und nicht in der Notaufnahme. Doch was tun, wenn die Arztpraxen am Wochenende oder an Feiertagen geschlossen sind?
Um diese Probleme zu lösen, will die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) die ambulante Notfallversorgung reformieren. Dazu hat sie bereits damit begonnen, das Netz der sogenannten Notdienstpraxen auszubauen. Seit dem 2. April gibt es beispielsweise am Jüdischen Krankenhaus in Wedding eine solche Notdienstpraxis. Sie soll laut KV die Rettungsstelle entlasten und die Notfallversorgung zumindest im Norden Berlins verbessern. Die erste Praxis dieser Art wurde vor gut zwei Jahren am Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) eröffnet, die KV geht von einem Bedarf von acht solcher Praxen im gesamten Stadtgebiet aus. Die neue Praxis am Jüdischen Krankenhaus öffnet dann, wenn die meisten Ärzte keine Sprechstunde haben: mittwochs und freitags jeweils an den Nachmittagen und an den Wochenenden. Ziel ist es, Patienten ambulant zu behandeln, die nicht in die Krankenhausrettungsstelle gehören.
Neben den Notfallpraxen können Patienten nach wie vor auf den Ärztlichen Bereitschaftsdienst zurückgreifen - allerdings seit Anfang April unter einer neuen, bundesweit einheitlichen Rufnummer, der 116117. Der Dienst steht den Patienten rund um die Uhr und kostenlos zu Verfügung. Die KV-Leitstelle kann schon seit Längerem über diese Nummer kontaktiert werden, bisher war parallel auch noch die alte Nummer für Berlin, die 310031, aktiv. Diese soll jetzt jedoch Schritt für Schritt »vom Netz genommen« werden. Ziel sei es, dass die Bereitschaftsdienste aller Kassenärztlichen Vereinigungen künftig unter einer Rufnummer erreichbar sind, »egal, wo in Deutschland der Anruf ausgelöst wird«, sagt Burkhard Ruppert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Berlin. So soll außerdem vermieden werden, dass Patienten den Notruf 112 in nicht lebensgefährlichen Situationen anrufen.
Ein wichtiger Teil der Reform ist deshalb auch die Aufklärung der Patienten. Viele wissen gar nichts von den Alternativen zu ambulanten Rettungsstellen, wenn der Hausarzt geschlossen hat. »Wir wollen die Qualität der Notdienstversorgung in Berlin steigern«, sagt Ruppert. Dazu müsse man »die Patienten unterstützen, sich im Dschungel der unterschiedlichen medizinischen Angebote zurechtzufinden«. Außerdem strebt Ruppert künftig eine »enge Zusammenarbeit zwischen KV Berlin, der Feuerwehr und den Kliniken« an.
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