Schreie der Verzweiflung

Isolationshaft für Frauen ist in Brasiliens Gefängnissen ebenso Normalität wie inhaftierte Babys

  • Tainã Mansani, São Paulo
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Zwischen Kinderkleidung und Windeln liegt eine Matratze auf dem Boden. Das ist der Schlafplatz. Ingrid - 20 Jahre, rundliches Gesicht, Zahnspange - sitzt ohne Urteil im Gefängnis, besser gesagt: in der Mütterstation einer Haftanstalt. Vor drei Monaten hat sie ihren zweiten Sohn bekommen. Iury Gabriel heißt der Kleine. Das Zuhause der Familie ist ein dunkler, zehn Quadratmeter großer Raum mit kühlen Wänden und einem winzigen Bad in der Ecke. Die Zelle teilen sich Ingrid und ihr Sohn mit einer Schwangeren. In ihrem Block leben 18 Mütter mit ihren Kindern.

Immer wenn Ingrid über die Zukunft ihrer Söhne spricht, laufen ihr dicke Tränen über die Wangen. »Ich will, dass sie Ärzte werden und sich um Menschen kümmern«, sagt Ingrid, während der kleine Iury Gabriel gemütlich auf ihrem Schoss schlummert. Seit der Geburt kann sie zumindest jederzeit an die frische Luft.

Rückblick: São Paulo im Oktober 2017. Ingrid ist gerade im siebten M...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.