Tel Avivs Verteidigungsminister lobt Schützen

Video mit Schüssen auf Palästinenser setzt israelische Armee unter Druck

  • Lesedauer: 2 Min.

Jerusalem. Ein Video mit Aufnahmen von Schüssen auf einen offenbar wehrlosen Palästinenser hat der israelischen Armee schwere Vorwürfe von palästinensischer Seite eingebracht. Das Video kursiert seit Montag im Internet und veranlasste Politiker und Armee am Dienstag zu Reaktionen. Israels Streitkräfte kündigten eine Untersuchung an, Palästinenser sprachen von einem weiteren Beleg für gezielte Schüsse der Armee auf Palästinenser, die keinerlei Bedrohung sind. Rechtsgerichtete Minister Israels verteidigten die Schützen.

Die Aufnahmen dokumentieren Stimmen, die auf Hebräisch beraten, ob sie das Feuer auf Palästinenser am Grenzzaun eröffnen sollen. Nach dem, was den Videobildern zu entnehmen ist, stellte der Mann zu dem Zeitpunkt keine unmittelbare Bedrohung dar. Ein Schütze eröffnete dennoch das Feuer, der Mann fiel zu Boden. Auf Hebräisch sind Freudenrufe zu hören: »Wow! Was für ein Video! Ja! Dieser Hurensohn!« Die Schützen sind im Video nicht zu sehen. Israels Armee bestätigte am Dienstag die Echtheit des Videos. Die Schüsse seien im Dezember nach Unruhen und Warnungen durch israelische Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen abgegeben worden. Der Vorfall werde »gründlich untersucht«. Das Opfer wurde am Bein verletzt. Der Palästinenser habe im Verdacht gestanden, die Unruhen organisiert zu haben.

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman lobte die Soldaten. Der Schütze habe »eine Medaille« verdient, sagte er vor Journalisten. Derjenige, der das Video aufgenommen habe, sollte hingegen degradiert werden. Auch der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, verteidigte die Schützen. Es habe sich um eine »menschliche Reaktion« von Soldaten gehandelt, die einer »angespannten Situation« ausgesetzt gewesen seien, sagte er im Rundfunk. Beim Opfer habe es sich um einen »Terroristen« gehandelt, »der sich - aus einem Gebiet unter Kontrolle von Hamas-Terroristen kommend - ohne Genehmigung der Grenze genähert hat«.

Vertreter der Palästinenser argumentierten, das im Video dokumentierte Verhalten der Soldaten sei keinesfalls unüblich. »Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, aber leider glaubt uns niemand, bis eine israelische Quelle dies dokumentiert«, sagte Hanan Aschrawi. »Das Problem mit solchen Scharfschützen ist nicht neu, aber nun kann es die Welt sehen, und sie kann glauben, was wir die ganze Zeit schon sagen.« AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.