Amnesty International: Todesstrafe auf dem Rückzug

Vor allem Afrika macht den Menschenrechtlern Hoffnung, doch auch im Todesstrafen-Land Iran gab es weniger Hinrichtungen

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London. Menschenrechtler haben im vergangenen Jahr weniger Todesurteile und weniger Hinrichtungen erfasst als 2016. Nach Angaben von Amnesty International wurden 2017 mindestens 2.591 Menschen zum Tode verurteilt, nach 3.117 im Jahr davor. In 23 Ländern wurden mindestens 993 Menschen hingerichtet, 39 weniger als 2016, wie aus dem jährlichen Bericht zur Todesstrafe hervorgeht, den die Organisation am Donnerstag veröffentlichte. 84 Prozent der Exekutionen erfolgten in den vier Staaten Iran (mehr als 507), Saudi-Arabien (146), Irak (mehr als 125) und Pakistan (mehr als 60).

In der Statistik nicht enthalten sind jedoch wie in den Vorjahren die Zahlen aus China, wo Angaben zur Todesstrafe als Staatsgeheimnis gelten. Amnesty vermutet, dass dort weiterhin jährlich die Todesstrafe tausendfach verhängt und vollstreckt wird. Die meisten Todesurteile gab es in Nigeria (621), Ägypten (mehr als 402) und Bangladesch (mehr als 273). Zugleich haben Guinea und die Mongolei die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Damit sind es nun noch 106 Länder, die das Urteil verhängen. Afrika sei ein Hoffnungsschimmer bei der Abschaffung der Todessstrafe, erklärte Amnesty.

Als besorgniserregend bezeichnet die Organisation die zunehmende Anwendung der Todesstrafe bei Drogendelikten. Das sei ein Verstoß gegen internationales Recht. In 15 Ländern seien Menschen im Zusammenhang mit Drogen hingerichtet oder zum Tode verurteilt worden. Weltweit lebten Ende 2017 dem Bericht zufolge insgesamt 16 Prozent mehr Menschen mit einem Todesurteil (21.919) als ein Jahr zuvor (2016: 18.848). In den USA waren es Ende 2017 2.724.

In Afrika sieht Amnesty die größten Fortschritte bei der Abschaffung der Todesstrafe. Guinea war das 20. von 49 Ländern südlich der Sahara, das sich gegen die Kapitalstrafe entschieden hat. In weiteren Staaten wird darüber diskutiert. Gambias neuer Präsident Adama Barrow verhängte im Februar ein Moratorium, um Exekutionen auszusetzen. In Burkina Faso und dem Tschad werden Gesetzesänderungen beraten.

In Afrika südlich der Sahara haben im vergangenen Jahr nur Somalia und der Südsudan Todesurteile vollstreckt. »Diese Region macht neue Hoffnung, dass die Abschaffung dieser grausamen, unmenschlichen und menschenunwürdigen Strafe in Reichweite ist«, sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. Manche Staatschefs sähen in der Todesstrafe eine angeblich schnelle Lösung. »Doch die Todesstrafe ist ein Symptom für eine Kultur der Gewalt und nicht deren Lösung.«

Auch in Ländern, die die Todesstrafe entschieden verfechten, verzeichnete Amnesty Fortschritte. So seien die Hinrichtungen in Iran um elf Prozent zurückgegangen. In den vergangenen 40 Jahren seien weltweit entscheidende Erfolge erreicht worden, sagte Shetty. »Aber es braucht noch mehr schnelle Maßnahmen, um die grauenhafte Praxis staatlicher Tötungen abzuschaffen.« epd/nd

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