Staatsanwalt klagt Waffenfirma an
Schleswig-Holstein: Sig Sauer wird illegaler Geschäfte beschuldigt
Nach vierjährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Kiel nun Anklage gegen fünf Mitarbeiter von Sig Sauer in Eckernförde wegen illegalen Waffenhandels erhoben. Es geht um eine Pistolenlieferung ins damalige Bürgerkriegsland Kolumbien.
Die Anklagebehörde wirft der ältesten derzeit noch produzierenden Waffenschmiede Deutschland einen Verstoß gegen die Außenwirtschaftsverordnung vor. Demnach sollen über 36 000 Pistolen vom Typ SP 2022 über den Umweg eines US-Schwesterunternehmens bei der kolumbianischen Polizei gelandet sein, die direkt dem Verteidigungsministerium unterstand und beschuldigt wurde, unter dem Deckmantel des Anti-Drogenkampfes Menschenrechtsverletzungen zu verüben.
Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich bei dem Waffentransfer um ein Geschäft im Wert von über zwölf Millionen Euro. Bei einer groß angelegten Razzia in den Firmenräumlichkeiten hatte die Staatsanwaltschaft im Sommer 2014 nach Unterlagen und Belegen für die von 2009 bis 2012 erfolgten Lieferungen gesucht und war offenbar fündig geworden.
Auf den Exportdokumenten, die dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vorgelegt wurden, war dem Vernehmen nach von einer Lieferung für den zivilen Markt in den USA die Rede. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Sig Sauer beruft sich unterdessen auf einen vertraglich geregelten Auftrag über die Sig Sauer Inc. in New Hampshire, die unter dem Präsidenten Barack Obama die US-Regierung belieferte.
Erst kürzlich sicherte sich Sig Sauer einen lukrativen Auftrag in Millionenhöhe vom Land Schleswig-Holstein, das für die Landespolizei 522 Selbstladegewehre samt Munition bestellte.
Seit 2000 gehört die Sig Sauer GmbH & Co KG zur in Emsdetten ansässigen L&O Holding - das Kürzel steht für die federführenden Unternehmer Michael Lüke und Thomas Ortmeier. Die Holding verfügt weltweit über 2300 Beschäftigte. Auf der eigenen Homepage preist man sich in Eckernförde als einer der Weltmarktführer der Waffenbranche bezüglich Qualität und Präzision an. In Schleswig-Holstein sind derzeit 100 Beschäftigte für das Unternehmen tätig, nachdem es zuletzt im Zuge eines umfangreichen Personalabbaus immer wieder Spekulationen um eine Standortschließung gegeben hatte.
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