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Rebellen ziehen aus Ost-Ghouta ab
Syrische Region wieder voll unter Regierungskontrolle
Überlagert vom lautstarken Getöse über die von den USA angekündigten Raketenangriffe auf Syrien, drohte am Donnerstag einen andere wichtige Entwicklung in Syrien beinahe unterzugehen: Die Ost-Ghouta ist wieder vollständig unter Kontrolle der syrischen Regierung. Laut AFP hat auch der Anführer der Gruppe Dschaisch al-Islam (Heer des Islam), Issam Buwaidani, die Enklave in Richtung Norden verlassen. Die mit der Opposition verbundene Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London räumte ein, dass es keinen Widerstandsnester mehr in ihrer Hochburg gebe.
Als nach den Unruhen im März 2011 die syrische Staatsmacht in vielen Regionen des Landes vor in- und ausländischen bewaffneten Regierungsgegnern zurückweichen musste, war auch die Ost-Ghouta, eine fruchtbare Ebene unmittelbar östlich von Damaskus gelegen, verloren gegangen. Dschihadistische Milizen wie das Heer des Islam konnten sich hier bis zuletzt halten. Bei den russisch-türkischen Vereinbarungen über Syrien Ende vergangenen Jahres war die Ost-Ghouta sogar zu einer der vier sogenannten Deeskalationszonen in Syrien erklärt worden. Das bedeutete, dass die Regierungstruppen ebenso wie ihre russischen Unterstützer die Rückeroberungsversuche einzustellen hatten - unter der Voraussetzung, dass die Milizen ebenfalls den Beschuss der nahen Hauptstadt einstellen.
Das aber taten sie nicht. Zusätzlich gefährdeten sie um die Weihnachtszeit die Trinkwasserversorgung von Damaskus, indem sie Zuflüsse abriegelten. Dies führte letztlich zu einer Offensive der Regierungstruppen am Boden und aus der Luft, die nun mit deren vollständigem Sieg zu Ende ging. Vorausgegangen waren schwere Bombardements der russischen Luftwaffe, die im Westen als Mord an der Zivilbevölkerung scharf verurteilt worden waren. Russen und Syrer rechtfertigten sich damit, dass sie allen Kämpfern samt ihren Familien und leichten Waffen bei Kapitulation freien Abzug angeboten hatte, so wie es nun - aber eben erst nach langen, verlustreichen Kämpfen vor allem um die Stadt Duma - auch geschehen ist.
Dort wurden am Donnerstag die syrische Flagge gehisst. »Heute ist ein bedeutsames Ereignis in der Geschichte der Syrischen Arabischen Republik«, erklärte dabei General Juri Jewtuschenko laut der russischen Agentur Sputnik. »Die über Duma gehisste Staatsflagge kennzeichnet die Kontrolle über diese Ortschaft und folglich über die ganze Ost-Ghouta.« Jewtuschenko ist Chef des russischen Versöhnungszentrums in Syrien.
Laut russischen Nachrichtenagenturen rücken nun russische Einheiten in Duma ein. Offiziell gibt es keine russischen Bodentruppen in Syrien, es handele sich hier um Militärpolizei. Deren Aufgabe sei es, für Rechtsordnung bei der Übergabe von Duma in den Zuständigkeitsbereich des offiziellen Damaskus zu sorgen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium haben seit Monatsbeginn fast 12 000 Kämpfer und Mitglieder ihrer Familien Duma verlassen können.
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