- Kommentare
- Sozialbeiträge
Fiskalische Debatte, ethische Fragen
Roland Bunzenthal über die geplante Senkung der Sozialbeiträge
Es gibt zwei gute Gründe für die geplante Senkung der Beiträge zur Sozialversicherung: Die anhaltende Hochphase der Konjunktur hat den Sozialkassen kräftige Überschüsse beschert. Sie sollen zum Teil an die Beitragszahler zurück fließen. Zudem hat der Anteil der Empfänger von Arbeitslosengeld I kontinuierlich ab- und der der Fürsorge-Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) deutlich zugenommen. Doch es gibt ebenfalls gute Gründe, die angekündigte Entlastung von je fünf Milliarden Euro für Versicherte und Arbeitgeber zu streichen: Knapp eine Million Erwerbslose tragen das Stigma der Langzeitarbeitslosigkeit. Eine weitere Million Erwerbsloser befindet sich resignierend auf dem Rückzug aus dem Arbeitsmarkt.
Die fiskalische Debatte über eine künftige Entwicklung der Beiträge ist auch eine ethische Frage: Kann es eine reiche Gesellschaft dulden, dass ein bis zwei Millionen Menschen und deren Familien dauerhaft sozial ausgegrenzt werden? Im Koalitionsvertrag kündigt die Regierung an, bis zur nächsten Wahl 150.000 Arbeitslose aus der Gruppe der schon länger Suchenden zu holen - also nur jeden sechsten Betroffenen. Sinnvoll wäre ein betreutes Arbeiten - etwa in Gestalt wiederbelebter Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Allerdings in Dimensionen, die die jetzt geplanten weit deutlich übersteigen müssten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.