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Bombenentschärfung legt Berlin-Mitte lahm
Hauptbahnhof für mehrere Stunden gesperrt / 10.000 Anwohner müssen vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen
Berlin. In Berlin haben die Vorbereitungen für die Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg begonnen. Am Freitagmorgen sammelten sich die ersten Einsatzkräfte im Sperrgebiet in der Nähe des Hauptbahnhofs, wie ein Polizeisprecher schilderte. Dort halten nach Angaben der Deutschen Bahn ab 10.00 Uhr keine Züge mehr, ab 11.30 Uhr werde der Zugverkehr bis voraussichtlich 13.00 Uhr vollständig eingestellt. S-Bahnen fahren in dem betroffenen Bereich voraussichtlich bis 14.00 Uhr nicht.
Von 9.00 Uhr an richtet die Polizei im Radius von 800 Metern um den Fundort auf einer Baustelle in der Heidestraße eine Sicherheitszone ein. Etwa 10.000 Anwohner müssen vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Wer keine andere Bleibe hat, kann zeitweise in Sammelunterkünften unterkommen. Bei einem reibungslosen Ablauf der Evakuierung gehen die Einsatzkräfte davon aus, dass die Entschärfung der Fliegerbombe gegen 12.00 Uhr beginnen kann.
Etwa 300.000 Reisende und Besucher bewegen sich nach DB-Informationen täglich über den Hauptbahnhof. »Eine vergleichbare Situation in diesem Ausmaß hatten wir noch nicht«, sagte Friedemann Keßler, Leiter des Regionalbereichs Ost bei der Deutschen Bahn und verantwortlich für den Berliner Hauptbahnhof.
Fernreisende können auf die Bahnhöfe Gesundbrunnen, Lichtenberg, Ostbahnhof, Spandau und Südkreuz ausweichen. Auch zahlreiche Regionalzüge und die S-Bahn werden betroffen sein. Keßler schätzt, dass vor allem Ortsfremde und Fernreisende Probleme mit den Änderungen in den Verkehrsplänen haben könnten. Darum sollen an den Ausweichbahnhöfen für den Fernverkehr mehr Mitarbeiter stehen, die Reisenden helfen. Dafür wird die Deutsche Bahn auch zusätzliches Personal anheuern, wie eine Sprecherin bestätigte.
Bereits gebuchte Tickets für den Fernverkehr zwischen 10.00 und 15.00 Uhr können Kunden kostenlos zurückgeben oder bis einschließlich Samstag nutzen, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Sitzplatzreservierungen können kostenlos umgetauscht werden.
Auch die Mitarbeiter am Hauptbahnhof müssen ihren Arbeitsplatz verlassen: Etwa 1300 Angestellte der Deutschen Bahn kommen entweder in den Büros am Ostbahnhof unter oder können von Zuhause aus arbeiten. Einige Mitarbeiter werden auch zur Verstärkung an den anderen Bahnhöfen eingesetzt. Hinzu kommen etwa 75 Geschäfte, sagte Keßler. Ob die Betreiber für die Bombenentschärfung schließen oder erst am Nachmittag öffnen, sei ihnen selbst überlassen.
Wie hoch der finanzielle Verlust wegen der Sperrung sein wird, kann der Bahnhofschef noch nicht einschätzen. »Das ist erst einmal nachrangig«, sagte Keßler. »Wenn der finanzielle Erfolg des Hauptbahnhofs von den wenigen Stunden Sperrung abhängen würde, wäre er schlecht aufgestellt.«
Der 500-Kilo-Blindgänger der Briten ist einer von vielen Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg. Noch immer liegen nach Schätzungen der Senatsverwaltung für Umwelt etwa 3000 Bomben, Granaten und Munitionsreste in Berlin unter der Erde. dpa/nd
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