• Politik
  • Lieferwagen rast in Menschenmenge

Mindestens zehn Tote in Toronto

Mann raste mit Lieferwagen vorsätzlich in Menschenmenge / Täter wurde festgenommen / Motiv noch unklar

  • Lesedauer: 3 Min.

Toronto. In der kanadischen Metropole Toronto hat ein Mann am Montag einen Lieferwagen vorsätzlich in eine Menschenmenge gesteuert und mindestens zehn Menschen getötet. 15 weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Fahrer wurde festgenommen. Es handelt sich um den den 25-jährigen Alek Minassian. Die Tat ereignete sich gegen 13.30 Uhr (Ortszeit, 19.30 Uhr MESZ) auf der belebten Yonge Straße in Kanadas größter Stadt. Der Fahrer lenkte den Lieferwagen von der Straße mit voller Geschwindigkeit auf den Gehsteig.

Zu Motiven oder einem möglichen terroristischen Hintergrund machten die Behörden zunächst keine Angaben. Die zuvor geltende mittlere Terrorwarnstufe in der kanadischen Millionenmetropole bleibe unverändert, erklärte Ralph Goodale, Minister für öffentliche Sicherheit. Für eine erhöhte Terrorgefahr gebe es aber keine Hinweise.

»Ich saß im Auto, als ich plötzlich einen weißen Lieferwagen sah, der auf den Gehweg fuhr und die Menschen niedermähte«, sagte der Augenzeuge Alex Shaker dem Fernsehsender CTV. Die Fußgänger seien durch die Luft geschleudert worden. Der Fahrer sei im »Zickzackkurs« über den Gehweg gefahren, sagte Rocco Cignielli der Nachrichtenagentur AFP. Ein anderer Augenzeuge sagte dem örtlichen Fernsehsender CP24, der Lieferwagen sei »in alles hineingerast«.

Der Wagen wurde schließlich auf dem Gehweg gestoppt, die Frontstoßstange war stark beschädigt. Polizeifahrzeuge umringten den Wagen. In sozialen Netzwerken war der mutmaßliche Fahrer zu sehen, ein korpulenter Mann, der sich einem Polizisten aggressiv in den Weg stellte. Auf Fernsehbildern waren der Mann und der Polizist zu sehen, die ihre Waffen aufeinander richteten. Der Mann lege seine Waffe schließlich nieder und wurde festgenommen.

Der Vorfall ereignete sich kurz nach einem Treffen der G7-Außenminister in Toronto, an dem auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teilgenommen hatte, bevor er weiter nach New York reiste. Derzeit tagen in der Großstadt außerdem die Minister für öffentliche Sicherheit der sieben führenden Industrienationen.

Maas reagierte bestürzt auf den Vorfall. Dies sei ein »schreckliches Verbrechen«, schrieb er bei Twitter. »Wir sind tief getroffen und stehen an der Seite unserer kanadischen Freunde«, so der Minister. »Unser ganzes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer.« Kanadas Regierungschef Justin Trudeau erklärte, er sei »zutiefst betrübt«, dass sich in Toronto »ein tragisches und sinnloses Attentat« ereignet habe. Auch er sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus.

Islamisten hatten in den vergangenen Monaten in mehreren Großstädten Attacken mit Autos verübt, darunter London, Paris, New York und Nizza. Im Dezember 2016 tötete der Tunesier Anis Amri bei einem Anschlag mit einem Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin zwölf Menschen.

Terroranschläge sind in Kanada zwar selten, im Oktober 2014 war jedoch ein Soldat in Québec beim Angriff eines Islamisten überfahren und getötet worden. Im Oktober fuhr ein Mann einen Polizisten in der Stadt Edmonton an und attackierte ihn mit einem Messer, bevor er mit seinem Auto in eine Menschenmenge raste und vier Menschen verletzte. Agenturen/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.