Von außen misstrauisch beäugt

Der Korea-Gipfel hat nicht nur Befürworter

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Korea-Gipfel wurde in beiden Staaten der Halbinsel geradezu euphorisch begrüßt. Man darf davon ausgehen, dass die deutliche Mehrheit der Menschen große Hoffnungen in ihn setzt. Öffentlich geäußerte gegensätzliche Ansichten sind im Norden nicht vorstellbar, im Süden dagegen schon. Schon seit Wochen protestiert dort eine recht lautstarke Minderheit gegen den Gipfel. Zuletzt geschah das am Mittwoch in der Hauptstadt Seoul, interessanterweise vor der Botschaft der USA, die offenbar noch immer als Macht begriffen werden, die im Süden politisch das letzte Wort hat. Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift »Kein Friedensvertrag!« hoch. Offensichtlich werden diese Stimmen aber von keiner Seite als ernstzunehmendes Hindernis betrachtet, weshalb sie weitgehend ignoriert werden.

Die gefährlicheren Gegner der koreanischen Annäherung kommen aus dem Ausland, zum Beispiel Japan. Das Kaiserreich hatte Korea 1905 kolonisiert und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges auf der Halbinsel schwerste Menschenrechtsverbrechen begangen, für die es sich bis heute nicht einmal zu einem offiziellen Bedauern durchringen konnte. Derzeit lässt Japan keine Gelegenheit aus, das Treffen in Panmunjom zu diskreditieren. Den vom Norden verkündeten Raketenteststopp hatte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe umgehend als »unbefriedigend« und »unzureichend« bezeichnet. Pjöngjang dürfe man nicht trauen.

US-Präsident Donald Trumps Äußerungen zu Nordkorea bzw. den Gipfelplänen waren in den vergangenen Wochen erheblichen Schwankungen unterworfen. Aktuell ist offenbar Freundlichkeit angesagt. Am Dienstag teilte Trump mit, der nordkoreanische Führer Kim Jong Un habe sich in den Gesprächen zur Vorbereitung seines Gipfeltreffens mit Kim »sehr offen« und »sehr ehrenhaft« verhalten. Weniger diplomatisch erscheint dagegen Trumps Schritt, den seit über einem Jahr vakanten Botschafterposten in Seoul jetzt mit dem bisherigen US-Pazifik-Kommandeur Admiral Harry Harris zu besetzen.

Kaum verhohlene Ablehnung kommt von der NATO. Auf einer Pressekonferenz in Brüssel warnte Generalsekretär Jens Stoltenberg vor Nordkorea und forderte, das die Restriktionen gegen das Land auf jeden Fall beizubehalten. »Bis wir konkrete Veränderungen in Nordkoreas Handeln sehen, müssen wir den Druck aufrecht erhalten und die Sanktionen fortsetzen«, wird Stoltenberg von AFP zitiert.

Gefordert wird auch, zum Beispiel von der Organisation Human Rights Watch, dass das Thema »Menschenrechte« in Panmunjom auf die Tagesordnung kommt. Dort steht es bisher aus guten Gründen nicht. Berlin hielt sich bisher mit Ratschlägen dieser Art wohltuend zurück. »Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung«, hieß es lediglich von Bundesaußenminister Heiko Maas.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.