Homann-Werke bleiben vor Ort

Kein Umzug nach Sachsen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Erleichterung bei Homann-Feinkost: Die Produktion wird nicht nach Sachsen verlagert, die bestehenden Werke werden nicht geschlossen. Die gute Nachricht verkündete der Theo-Müller-Konzern, zu dem Homann gehört, am Mittwochmittag auf einer Betriebsversammlung im Stammwerk im niedersächsischen Dissen. Allein dort und in der nahen, ebenfalls im Kreis Osnabrück gelegenen Produktionsstätte Bad Essen-Lintorf sind durch die Entscheidung des Unternehmens 1200 Arbeitsplätze gerettet. Auch zwei Werke in anderen Bundesländern bleiben von einer Schließung verschont.

Mächtig sauer waren viele Frauen und Männer in den deutschen Homann-Werken, als ihnen der Mutterkonzern Anfang April 2017 gründlich den Appetit verdarb mit der Nachricht: Vier Produktionsstätten werden dichtgemacht, und zwar in Dissen und Bad Essen, im nordrhein-westfälischen Bottrop sowie in Floh-Seligenthal in Thüringen. Nicht mehr dort sollten Salate, Soßen, Fischhappen und anderes aus dem Homann-Angebot entstehen, sondern in Sachsen, in Leppersdorf im Kreis Bautzen. In dem rund 1000 Einwohner zählenden Ort wollte der Feinkost-Produzent für 500 Millionen Euro bis 2020 ein neues Werk errichten.

Dieser Plan, den der Müller-Konzern mit dem Argument »Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben« rechtfertigte, ist vom Tisch. Alle deutschen Werke bleiben an ihrem Standort, teilte die Müller-Gruppe mit, und: Dort wolle das Unternehmen insgesamt 200 Millionen Euro investieren.

Schon Anfang des Monats hatten die Beschäftigten ein wenig Hoffnung geschöpft, ihren Arbeitsplatz behalten zu können. Zum einen, weil schon geraume Zeit zuvor vermeldet worden war, die Konzernleitung habe sich noch nicht endgültig für die Verlegung nach Sachsen entschieden, zum anderen, weil Landes-Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) Anfang April nach einem Gespräch mit der Firmenleitung verkündet hatte: Er gehe davon aus, dass die Homann-Präsenz in Niedersachsen erhalten bleibt. Viele »Homänner« sahen darin ein gutes Signal, aber auch Skepsis herrschte in der Belegschaft, so auch im Betriebsrat.

Nun aber können die Beschäftigten aufatmen, müssen sich nicht nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen und auch nicht mit dem Gedanken befassen, vielleicht in zwei Jahren in ein Werk in Sachsen zu wechseln. Es wäre schwierig gewesen, in Dissen und Bad Essen tätige Menschen zum Umzug nach Leppersdorf zu bewegen, heißt es aus dem Betriebsrat

Eine wohl nicht allzu belastende Änderung gibt es allerdings: Die zurzeit noch in Dissen laufende Dressing-Produktion wird nach Bad Essen-Lintorf verlagert. Aber das Werk dort ist nur 32 Kilometer vom Stammsitz entfernt.

Erfreut über den Entschluss des Konzerns ist auch die kommunale Ebene. Es sei eine vernünftige Entscheidung, bekräftigte Dissens Bürgermeister Hartmut Nümann (SPD). Und der Landrat des Kreises Osnabrück, Michael Lübbersmann (CDU) sagte im Gespräch mit dem NDR: »Endlich gibt es mit dieser sensationellen Entscheidung Klarheit und Gewissheit für alle Familien.« Durch die angekündigten Investitionen werde Homann die Standorte in Dissen und Bad Essen »langfristig und zukunftssicher neu aufstellen«. Lob zollte Lübbersmann dem Betriebsrat, der »immer gekämpft und klug verhandelt« habe.

In Sachsen ist die Absage unterschiedlich aufgenommen worden. Schade, dass das Werk nicht gebaut wird, bedauern die einen - immerhin hätte es rund 800 Arbeitsplätze mit sich gebracht. Gut, dass es nicht kommt, sagen die anderen, die eine starke Zunahme des Lkw-Verkehrs befürchtet hatten.

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