Draußen sein
Florent Moglia hatte keine Berührungsängste, als er die polnischen Obdachlosen in Berlin mit der Kamera begleitete. Wir zeigen auf den kommenden Seiten eine Auswahl seiner Arbeiten. Nichts an seinen Bildern ist gestellt. Die Porträtierten posieren nicht, sondern sind einfach da - und damit ein Teil der Stadt. Da ist Grzegorz aus Masuren, der zusammen mit seiner Freundin Eliza kam, jedoch dem Alkohol verfallen ist. Seinen Sohn hat er schon lange nicht mehr gesehen. Anita ging aus Poznan fort, weil sie Probleme mit ihrer Mutter hatte. Wer könne, sagt sie in einem Gespräch mit einer Sozialarbeiterin des Vereins Klik, ziehe aus Polen weg, »damit er so nicht leben muss, in so einer Scheiße. Ich zum Beispiel, ich vermisse Polen sehr, aber ich weiß auch, dass ich dahin nicht zurück kann, dass dort auf mich nichts Gutes wartet.« Die von Klik veröffentlichte Fotostrecke wird begleitet von langen, lebensgeschichtlichen Interviews. Anita kehrte letztlich doch nach Polen zurück. Ebenso wie Kuba, der eine Weile in einem besetzten Haus in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte gelebt hat. Er trat in Polen eine Haftstrafe an, weil er ein Verhältnis zu einem 14-Jährigen hatte.
Moglias Bilder zeigen ein archaisches Leben auf den Straßen und den Brachen der Hauptstadt, rau und komfortlos. Die Aufnahmen zeugen dennoch von tiefer Menschlichkeit, sind geprägt von der Zuneigung der Porträtierten zu dem Fotografen. sot
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