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Abbas gibt Juden Schuld am Holocaust
Palästinenserpräsident: »Soziales Verhalten« habe den Massenmord ausgelöst / Bartsch: Wer sich mit Judenhass profiliert, kann kaum Teil einer Lösung sein
Ramallah. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in einer phasenweise antisemitischen Rede am Montagabend vor dem Palästinensischen Nationalrat dem jüdischen Volk die Schuld am Holocaust gegeben, der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis. Der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das »soziale Verhalten« der Juden, wie das Verleihen von Geld, sagte Abbas nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa vom Dienstag in Ramallah. Der 83-Jährige versuchte erneut zu belegen, dass das jüdische Volk keine historischen Wurzeln im Heiligen Land habe.
Adolf Hitler habe die Einwanderung von Juden ins historische Palästina durch einen Deal zwischen dem deutschen Wirtschaftsministerium und der Anglo-Palestine Bank unterstützt, sagte Abbas in der Rede vor dem Palästinensischen Nationalrat. Dadurch hätten Juden bei der Einwanderung all ihr Vermögen durch die Bank mitnehmen können. Der Nationalrat, das Parlament der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), war am Montag erstmals seit Jahren zu dreitägigen Beratungen zusammengetreten. Zuletzt hatte das PLO-Parlament 1996 regulär getagt, 2009 gab es eine Sondersitzung.
Bereits im Januar hatte Abbas in einer umstrittenen Rede Israel als »koloniales Projekt« bezeichnet, »das nichts zu tun hat mit Juden, die Juden wurden stattdessen als Werkzeug benutzt«. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin hatte die damalige Rede scharf kritisiert. Abbas habe »genau das gesagt, was dazu geführt hat, dass er vor Jahren des Antisemitismus und der Holocaust-Leugnung beschuldigt wurde«. Abbas betonte allerdings auch: »Ich sage hier aber nicht, dass Israel entfernt werden sollte. Israel existiert, und alles was ich will, ist ein Staat, so dass wir zusammen in Frieden leben können.«
In seiner Anfang der 1980er Jahre vorgelegten Doktorarbeit hatte Abbas den Holocaust relativiert und der zionistischen Bewegung vorgeworfen, sie habe mit dem Hitler-Regime kollaboriert. 2014 hatte er dann erstmals die Judenvernichtung während des Holocaust als das »schlimmste Verbrechen der Neuzeit« bezeichnet.
»Auf dieser Grundlage kann kein Frieden geschaffen werden.«
Seine Äußerungen sorgten international für heftige Kritik. Der US-Botschafter in Israel, David Friedman, erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, Abbas habe »einen neuen Tiefstand« erreicht, indem er »Massaker am jüdischen Volk im Verlauf der Geschichte auf ihr 'soziales Verhalten im Zusammenhang mit Zinsen und Banken' zurückgeführt hat«. Der US-Nahostbeauftragte Jason Greenblatt nannte die Äußerungen »sehr unglücklich, sehr besorgniserregend und furchtbar entmutigend«. »Auf dieser Grundlage kann kein Frieden geschaffen werden.«
Das israelische Außenministerium warf Abbas am Mittwoch vor, »religiösen und nationalistischen Hass gegen das jüdische Volk und Israel« zu schüren. Ministeriumssprecher Emmanuel Nachschon sagte, der »Antisemitismus« von Abbas sei »umso erschreckender, da er sich als jemand präsentiert, der Frieden mit Israel schließen will«.
Auch Politiker hierzulande äußerten sich kritisch. »Mahmoud Abbas sagt, nicht Antisemitismus, sondern soziales Verhalten der Juden wie das Verleihen von Geld lösten den Holocaust aus. Wer sich mit Judenhass profiliert und dem jüdischen Volk seine historischen Wurzeln im Heiligen Land abspricht, kann kaum Teil einer Lösung sein«, stellte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch via Twitter klar. Die Thüringer LINKEN-Poltikerin Katharina König-Preuss schrieb ebenfalls via Twitter: »Widerwärtig. Antisemitismus in Reinform.« Grünen-Chef Robert Habeck kommentierte Abbas Äußerungen mit den Worten: »Wenn ich das lese, wird mir nur noch schlecht«.
Die Aussagen von Abbas zum Holocaust stießen auch bei der Bundesregierung auf Widerspruch. »Wir treten gegen jegliche Relativierung des Holocausts ein«, schrieb Außenminister Heiko Maas (SPD) im Kurznachrichtendienst Twitter. Deutschland trage die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. »Die Erinnerung daran bleibt uns Mahnung und Auftrag, weltweit jeder Form von Antisemitismus sehr entschlossen zu begegnen.«
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, forderte eine Reaktion aus Europa: »Zum wiederholten Male relativiert oder verbrämt Abbas den Holocaust«, sagte sie. »Ich erwarte von der deutschen und europäischen Politik eine deutliche Reaktion auf diese unerträglichen Lügen.« Agenturen/nd
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