• Kultur
  • Ausstellung "Scheintot"

Ein Sarg mit Belüftung

Warum sich Brecht posthum ins Herz stechen ließ: Die Angst vor dem Scheintod

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Das Buch »Ungewissheit der Kennzeichen des Todes« erschien 1742 in Frankreich, herausgegeben von dem französischen Arzt Jean-Jacques Bruhier. Es enthielt die 40-seitige lateinische Doktorarbeit des Pariser Anatomen Jacques-Bénigne Winslow, die Bruhier ins Französische übersetzt hatte. Er fügte zahlreiche Geschichten und Gerüchte von vermeintlichen Scheintoten hinzu. Eine deutsche Übersetzung erschien 1754. Innerhalb weniger Jahre wurde das Buch in ganz Europa bekannt. Sein Fazit: Die Todesfeststellung ist oft fehlerhaft, deshalb komme es erst durch die Bestattung ganz sicher zum Tode.

Die Debatte über diese besorgniserregenden »Tatsachen« nahm alsbald Fahrt auf. In den 100 Jahren nach Bruhiers Buch erschienen knapp 500 Schriften, die sich mit dem Phänomen auseinandersetzten, oft sensationslüsterne Bücher, aber auch wissenschaftliche Abhandlungen. Ein Teil davon ist in Originalausgaben in einer neuen Sonderausstellung des Medizinhi...


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