»Eurofighter« wieder nur Showfighter?
Künftig will die Industrie dem Militär bei seinen Bestellungen »helfen«
Vor gut einer Woche haben sich auf der Luftfahrtausstellung bei Berlin gleich mehrere »Eurofighter« der Luftwaffe als Akrobaten der Lüfte präsentiert. Kaum dass sie wieder auf ihren Stützpunkten gelandet waren, gab es Negativschlagzeilen. Es gibt ein Problem mit dem Selbstschutzsystem der Kampfjets, weil ein Ersatzteil fehlt. Die Maschinen könnten zwar fliegen, seien aber auf einen echten Einsatz nicht vorbereitet, hieß es. Nun seien die Hersteller in der Pflicht und alle Beteiligten arbeiteten »mit Hochdruck an einer Lösung«.
Das klingt nicht wirklich vertrauenswürdig. Mal hat der als supermoderner Kampfjet gepriesene Vogel Löcher im Rumpf, die die Betriebsstunden reduzieren, mal fehlt es an Raketen, um den »Eurofighter« zu bewaffnen. Ende 2017 sollen von 93 Kampfflugzeugen des Typs »Tornado« lediglich 26 einsatzbereit gewesen sein. Vom neuen Transportflugzeug A 400 M (acht Maschinen) waren 2017 im Schnitt nur drei einsatzfähig. Das Heer konnte angeblich nur 95 von 244 Leo-2-Panzern einsetzen, die Marine schreibt den Totalausfall aller sechs U-Boote fort.
Bis vor kurzem hat sich vor allem Ursula von der Leyens Staatssekretärin Katrin Suder mit solchen Pannen beschäftigt. Sie war von der Unternehmensberatung McKinsey ins Verteidigungsministerium umgesiedelt, um dem Riesenmonster Bundeswehr eine Rüstungsreform zu verpassen und das chaotische Beschaffungswesen effizienter zu machen.
Katrin Suder, deren Rückzug auf einen Wunsch erfolgt, hat einiges erreicht, doch im Grundsatz kaum wirklich etwas verändern können. Weil eine Unternehmensberaterin zu wenig ist, meinen offenbar die Experten der Unternehmensberatung Ernst & Young. Sie schlagen - laut »Spiegel« - in einer Studie vor, ein Privatunternehmen für die Beschaffung großer Rüstungsprojekte zu gründen. »BWServices« könnte es heißen und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz als eine »zusätzliche Organisation«, als eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) an die Seite gestellt werden. Ein Einstiegsauftrag könnte die Beschaffung des neuen Taktischen Luftverteidigungssystem sein, mit dem die Bundeswehr die »Patriot«-Raketen ergänzen will. Ende des Jahres sollen die Verträge verhandelt sein. hei
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.