Was Kaiser Wilhelm II. nicht wegschleppen ließ
Neues Zentraldepot der Schlösserstiftung in Potsdam für zwölf Millionen Euro gebaut und jetzt eröffnet
Hat die Stiftung preußische Schlösser und Gärten nicht genug historische Gebäude, musste sie auch noch neu bauen? Das fragt Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Mittwochvormittag, um gleich selbst die Antwort zu geben: Ja, sie musste. Sie brauchte ein modernes Zentraldepot. Das steht nun an der Friedrich-Engels-Straße auf dem alten Gelände des einstigen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) »Erwin Kramer«.
Historische Gemälde, Möbel, Uhren und Musikinstrumente zum Beispiel, auch Glas und Porzellan lagern da zum Teil bereits, andere werden noch hingeschafft. Die Depotleiterin bleibt, weil viel zu tun ist, lieber drin, während Kulturministerin Martina Münch (SPD) draußen bei sengender Hitze ein rotes Band durchschneidet.
Die offizielle Eröffnung erfolgt 100 Jahre nach dem Ende der Monarchie in Deutschland und exakt am Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus, betont Generaldirektor Dorgerloh, weil sich aus diesen Ereignissen die Notwendigkeit des neuen Depots ergeben habe. Als Kaiser Wilhelm II. 1918 abdankte und ins niederländische Exil abdampfte, nahm er zwar 40 Waggonladungen mit. Doch es blieb viel Inventar aus dem 19. Jahrhundert zurück, das in den zu Museen umgewandelten Schlössern der Hohenzollern aber nicht mehr gefragt war. Dort zeigte man lieber Stücke aus dem 18. Jahrhundert, als König Friedrich der Große regierte. Eng wurde es in den Depots, weil Häuser wie das Potsdamer Stadtschloss im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind. Dazu kommt, dass die Stiftung, als sie das in der DDR als Gästehaus der Regierung genutzte Schloss Schönhausen übernahm, Inventar aus der Ära Erich Honecker entfernte - es aber selbstverständlich nicht entsorgte. Denn in 200 oder 300 Jahren könnte auch dies sehr interessant sein, mutmaßt Dorgerloh.
Die Zeit der provisorischen Lösungen, als Depotgut behelfsmäßig irgendwo unter dem Dach lagern musste, sind nun vorbei. 5800 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bietet das neue Zentraldepot. »Mal sehen, was künftige Generationen wieder herausholen«, sagt Dorgerloh.
Erst einmal wird es aber hineingebracht. Durch ein großes Tor kann ein Laster zum Ausladen seiner wertvollen Fracht direkt hineinrollen. 84 Zentimeter dicke Außenwände des langgestreckten Stahlbetonklotzes sorgen energiesparend für das erforderliche Raumklima. Bei etwaigen Abweichungen von den Soll-Werten gibt es eine Temperatursteuerung, bei extremer Hitze oder Kälte draußen ist dann auch eine Vollklimatisierung möglich. Neben Lagerflächen gibt es auch Räumlichkeiten für Konservierungs- und Forschungsarbeiten sowie Bereiche mit Spezialfunktionen für die Restaurierung, darunter eine Stickstoffkammer.
Im Juli 2016 wurde der Grundstein gelegt, und nun ist das Depot fertig. Zwölf Millionen Euro - so wie veranschlagt - hat es gekostet. Die Mittel stammen aus einem Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg. Dass die vorher genannte Summe nicht während der Baumaßnahme steigt, sondern tatsächlich am Ende auch abgerechnet wird, das kennt Ministerialdirektor Günter Winands nur von der Schlösserstiftung und sonst gar nicht in seiner Praxis bei Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Diese Verlässlichkeit begeistert ihn. Das mache es der öffentlichen Hand leichter, neue Sonderinvestitionsprogramme aufzulegen, sagt er. Hinter dem Zentraldepot soll später noch ein Skulpturendepot errichtet werden.
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