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Erdöl-Mission erfüllt
OPEC-Förderkürzungen, die Krise in Venezuela und die Iran-Politik von Donald Trump lassen die Preise steigen
Vor gut zwei Jahren erreichte der Ölpreis einen Tiefpunkt von 27 Dollar pro Fass (à 159 Liter) der Nordseesorte Brent. Nun liegt er wieder deutlich über 75 Dollar. Dafür gibt es drei Gründe: die Nachfrage, das Angebot und Donald Trump. Obwohl Mitschuld am Preisanstieg, twitterte der US-Präsident allerdings sein Missfallen: »Die Ölpreise sind künstlich hoch. Nicht gut und wird nicht akzeptiert.«
Doch zurück zu den Marktkräften: In den letzten drei Jahren ist die Nachfrage nach Rohöl um mehr als fünf Prozent gestiegen. In diesem Jahr wird der Ölverbrauch wohl zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Fass (à 159 Liter) pro Tag knacken. Gleichzeitig haben das Ölkartell OPEC und Russland ab Anfang 2017 das Angebot verknappt, um die globalen Reserven zu reduzieren und für einen Preisanstieg zu sorgen. Beide Ziele wurden mittlerweile erreicht. »Es ist nicht an uns zu sagen ›Mission erfüllt‹, aber es sieht sehr danach aus«, schrieb die Internationale Energie-Agentur (IEA) kürzlich.
Mit dazu beigetragen hat auch die Lage in Venezuela. Wegen der Wirtschaftskrise bricht in dem OPEC-Land die Förderung ein und liegt jetzt so tief wie seit 30 Jahren nicht. Patrick Pou-yanné, Chef des französischen Ölmultis Total, sagt: »Es fehlt an Maschinen, an Werkzeugen. Es fehlt an allem.« Außerdem hat Venezuelas staatlicher Ölkonzern PDVSA einen Prozess gegen ConocoPhillips vor einem Schiedsgericht verloren. Am Montag ließ der US-Ölriese auf den Karibikinseln Curacao, Bonaire und St. Eustatius PDVSA-Anlagen beschlagnahmen, über die die Venezolaner bislang rund ein Viertel ihrer Ölexporte abwickelten. Demnächst könnte es noch schlimmer kommen - am 20. Mai wird in Venezuela gewählt. Die meisten Oppositionskandidaten sind von der Wahl ausgeschlossen; die EU, die USA sowie einige lateinamerikanische Länder haben bereits angekündigt, das Resultat nicht zu akzeptieren. Der erwartete Sieg von Präsident Nicolás Maduro könnte daher weitere US-Sanktionen zur Folge haben - bis hin zum kompletten Importstopp. Die USA sind der wichtigste Kunde für venezolanisches Öl.
Die Vereinbarung zwischen der OPEC und Russland über die koordinierte Drosselung der Ölproduktion läuft bis Ende dieses Jahres und könnte dann weiter verlängert werden: »Wir arbeiten daran, von einem Jahr-zu-Jahr-Abkommen zu einem 10- oder 20-Jahre-Abkommen zu wechseln«, sagte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman bereits im März. Von einer »sehr wichtigen strategischen Entwicklung« spricht Helima Croft, Chefanalystin der Royal Bank of Canada. »Saudi-Arabien war ein treuer US-Verbündeter während des Kalten Kriegs, doch jetzt scheint die neue Russland-Saudi-Allianz dicker als Öl zu sein.« Ein Grund dafür dürfte der bevorstehende Börsengang des bisher komplett staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco sein. Nur wenn der Ölpreis hoch ist, kann Riad dabei den erhofft guten Erlös erzielen. Dass Russland in Syrien und anderswo mit Saudi-Arabiens Erzfeind Iran gemeinsame Sache macht, scheint da zweitrangig zu sein.
Im Machtkampf mit Iran setzt Saudi-Arabien dagegen weiter auf die USA: Zusammen mit Israel hatte das Wüstenkönigreich gefordert, dass die USA den Atomdeal mit Iran aufkündigen, wie es US-Präsident Donald Trump jetzt beschlossen hat, womit die Aussetzung der Sanktionen hinfällig ist. Iran exportierte im April 2,6 Millionen Fass Öl pro Tag - der höchste Wert seit Bestehen des Atomdeals. Doch die drohenden US-Sanktionen hatten bereits zuvor eine dämpfende Wirkung, weil Händler mit Iran keine längerfristigen Verträge mehr eingingen. »Warum sollen wir neue Geschäfte mit Iran machen, wenn Unsicherheit herrscht und man auf größere Sicherheit oder auf deutlich ermäßigte Preise warten kann?«, sagte David Fyfe vom Schweizer Rohstoffhandelshaus Gunvor.
Welche Auswirkungen neue US-Sanktionen haben werden, ist allerdings umstritten. Die EU und China wollen am Atomdeal mit Iran festhalten. Zudem will China einen Teil seiner Ölimporte in Zukunft mit Yuan bezahlen. Durch US-Sanktionen künstlich verbilligte Lieferungen aus Iran wären da eine günstige Einstiegsgelegenheit.
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