Putin eröffnet Krim-Brücke

Mit der Anbindung an Russland hofft die Schwarzmeerhalbinsel auf wirtschaftlichen Aufschwung

  • Denis Trubetskoy, Kiew
  • Lesedauer: 3 Min.

Vier Jahre nach der russischen Annexion der Krim ist sie nun fertig: Die Brücke über die Straße von Kertsch, die die Schwarzmeerhalbinsel mit dem russischen Festland verbinden soll. Seit Sonntagabend ist die 19 Kilometer lange Brücke bereits für den dienstlichen Autoverkehr geöffnet, am frühen Dienstagmorgen beginnt nun der eigentliche Betrieb. Noch am Montag flog der russische Präsident Wladimir Putin auf die Krim, um an offiziellen Feierlichkeiten zur Eröffnung der Brücke teilzunehmen. »Es ist ein sehr wichtiges Riesenprojekt für unser Land, der Präsident kann die Eröffnung natürlich nicht verpassen«, teilte sein Pressesprecher mit.

Ab 5.30 Uhr Moskauer Zeit am Dienstag werden Autos und Busse die Brücke ein halbes Jahr vor dem ursprünglichen Eröffnungsdatum befahren dürfen. Die Lkw müssen allerdings vermutlich noch bis Oktober warten - und die Eisenbahnbrücke wird aller Voraussicht nach erst gegen Ende 2019 eröffnet. So oder so ist die Fertigstellung des Autoteils der Kertsch-Brücke ein großer Erfolg für Moskau, das durch die Annexion der Krim mit mehreren Problemen zu kämpfen hatte. Weil zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland keine Landverbindung existierte, erschwerte das den Bahn- und Busverkehr sowie die Warenlieferung.

Bis dahin gab es nur zwei Wege, um von Russland auf die Krim zu gelangen: Zum einen mit dem Flugzeug - doch der Flughafen Simferopol stieß trotz Großrenovierung mit jährlich mehr als fünf Millionen Passagieren an seine Kapazitätsgrenze. Zum anderen die Fähre über die Straße von Kertsch, allerdings war die vor allem in den Sommermonaten überbelastet. »Es ist ein großer Tag für uns alle. Wir haben lange darauf gewartet, doch es hat sich gelohnt - nun wird unser Leben einfacher und unabhängiger«, feiert Sergej Aksjonow, Ministerpräsident der Republik Krim, die Eröffnung der Kertsch-Brücke.

Die Brücke, die vom Unternehmen Strojgasmontasch des Oligarchen Arkadij Rotenberg gebaut wurde - einem engen Vertrauten von Wladimir Putin - soll offiziell mindestens 3,2 Milliarden Euro gekostet haben. Realistischere Einschätzungen liegen jedoch im Bereich von fünf Milliarden. Es ist eben der Preis, den der Kreml für die Angliederung der Halbinsel bezahlen musste, denn durch die Landesverbindung mit dem ukrainischen Festland war die Krim bis dato immer noch in gewisser Weise von der Ukraine abhängig. Mit der Eröffnung des Pkw-Teils der Kertsch-Brücke beginnt nun die letzte Phase der Integration der Krim in die russische Föderation. Neben dem Eisenbahn-Teil geht es dabei auch um zwei große Kraftwerke in der Nähe von Sewastopol und Simferopol, die die Halbinsel auch im Energiebereich unabhängig machen sollen. Bis 2020 soll die normale Existenz der Krim ohne die Ukraine gesichert werden, aus der Schwarzmeerhalbinsel wird damit de facto in der Tat eine Insel.

Der ukrainische Infrastrukturminister Wolodymyr Omeljan verfolgt die Entwicklung mit einem weinenden Auge. »Es wird zu großen Verlusten für uns führen«, Millionenverluste gar, macht Omeljan deutlich. Dessen politisches Statement allerdings ist bemerkenswert. »Politisch wird für mich die Brücke die ukrainische Krim mit dem ukrainischen Kuban verbinden«, sagte er in Anspielung auf ukrainische kulturelle Wurzeln der südrussischen Region Kuban. Die Aussage Omeljans, immerhin ukrainisches Regierungsmitglied, wurde in russischen Medien heiß diskutiert.

Die Kertsch-Brücke soll allerdings nicht nur das Unabhängigkeitsproblem der Halbinsel, sondern auch die Tourismusschwierigkeiten der Krim lösen. Durch den Wegfall des größten Teils der ukrainischen Besucher erlebt die örtliche Tourismusbranche, die auf der Halbinsel immer wichtigster Wirtschaftszweig war, nicht die besten Zeiten. Die Brücke soll die Krim für russische Besucher zugänglicher machen - und damit auch die schwierige Wirtschaftslage der Halbinsel verbessern.

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