Ärzte haben keine unangefochtene Deutungshoheit mehr

In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt aber fragen die Menschen »Doktor Google« vergleichsweise relativ selten nach ihren Krankheiten

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn es um ihre Gesundheit geht, vertrauen die Deutschen zwar noch immer vor allem Ärzten - doch andere Informationsangebote rund um medizinische Themen sind für sie inzwischen fast schon genau so wichtig wie der Rat von Medizinern. So halten nach einer Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse zwar 82 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland den Arzt für einen wichtigen Gesundheitsratgeber. Doch bereits 77 Prozent von ihnen schreiben diese Rolle auch dem Internet zu. Familie und Freunden vertrauen den Ergebnissen der Studie nach 73 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland beim Thema Gesundheit. Davon, dass Ärzte noch eine unangefochtene Deutungshoheit bei Gesundheits- und Medizinthemen hätten, kann angesichts der Zahlen keine Rede mehr sein. Die Studie stammt aus dem Januar 2018. Sie wurde allerdings erst jetzt vorgestellt. Sie ist, so die Kasse, repräsentativ für Deutsche im Alter von 18 bis 70 Jahren.

Allerdings gibt es große regionale Unterschiede in Deutschland bei der Bereitschaft der Menschen, sich medizinische Fragen selbst online zu beantworten - etwas, das inzwischen häufig »Doktor Google fragen« oder »nach Krankheiten googlen« genannt wird. So nutzen Menschen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt das Internet deutlich seltener als Menschen in allen anderen Teilen der Republik, um sich dort über Gesundheitsthemen zu informieren. In den Befragungen für die Studie gaben in den drei Bundesländern jeweils nur etwa 60 Prozent der Menschen an, sie fänden die Online-Recherche zu Gesundheitsthemen sehr wichtig oder wichtig. In Berlin und Brandenburg, aber auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gaben fast 80 Prozent der Befragten die entsprechenden Antworten.

Interessanterweise ist dafür die Bereitschaft, eine elektronische Gesundheitsakte zu nutzen, ausgerechnet in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besonders groß. Laut der Studie, finden es 85 Prozent der Menschen in diesen drei Ländern eine gute oder sehr gute Idee, medizinische Daten in dieser sogenannten eGA zu verwalten. Im Bundesdurchschnitt liegt die Zustimmung dazu bei 73 Prozent, in Nordrhein-Westfalen finden sogar nur 65 Prozent der Befragten, eine eGA sei eine gute oder sehr gute Idee. In einer eGA sollen Patienten ihre Gesundheits- und Krankheitsdaten im Netz speichern und selbst verwalten können. Sie sollen so auch selbst darüber entscheiden, welcher Arzt oder welche Klinik wann Zugriff auf welche Informationen bekommt.

Wenn die Deutschen im Internet nach Gesundheitsthemen suchen, gehen sie dabei in der Regel der Studie nach vor wie bei jeder anderen Suche im Netz: Nahezu jeder von ihnen - 95 Prozent - nutze zuerst die Eingabemaske einer Suchmaschine wie Google, wenn er eine medizinische Frage ans das Netz stelle, heißt es in der Studie. »Auf dem zweiten Platz liegen Informationsangebote der Krankenkassen (45 Prozent), dicht gefolgt von Gesundheitsportalen (44 Prozent) und staatlichen Online-Angeboten wie dem der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (43 Prozent).«

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