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Dortmund feiert das Festi Ramazan
Es gibt viele Stände mit Türkei-Symbolik, doch das Fest bestimmen sie nicht
Am Dienstagabend ist Fatih Ilhan ein wenig erschöpft, aber glücklich. Das Festi Ramazan, dass er seit 2012 veranstaltet, hat am späten Nachmittag begonnen. Noch ist es nicht besonders voll auf dem Parkplatz im Schatten des Westfalenstadions, in dem der Fußballbundesligist Borussia Dortmund seine Heimspiele austrägt. Fatih Ilhan kommt gerade von der gegenüberliegenden Seite des Platzes, dort haben die Veranstalter eine Mauer aus Schiffscontainern als mobile Schallschutzwand aufgestellt.
Ilhan war hinter der Mauer, wo ein Altenheim liegt. Einem Kollegen sagt er, dass dies geklappt habe und es am Altenheim ruhig ist. Die Lautstärke ist eine wichtige Frage beim Ramadan-fest. Vor einem Monat, am 24. April, hatte die Bezirksvertretung, die für die Stadtteile rund um das Westfalenstadion und das Messegelände der Westfalenhallen zuständig ist, der Genehmigung des Festes eine Absage erteilt. Wenn das Fest nicht stattgefunden hätte, erzählt Ilhan, wäre »meine Existenz bedroht gewesen und die von vielen Händlern auch«.
In Dortmund ist das Festi Ramazan seit Jahren eine Mischung aus Streitpunkt und Stolz der Stadt. Manche loben das Festival als wichtigen Bestandteil einer multikulturellen Stadt. Rechte Gruppen verteufeln es. Zwei Streitpunkte gab es aber in jedem Jahr: Lärm und Parkplätze. Deswegen musste das Festival wiederholt umziehen. Am ursprünglich in diesem Jahr angedachten Platz hat es 2013 schon einmal stattgefunden. Anwohner klagten, dass ihre Straßen zugeparkt worden seien und Teilnehmer in der Nacht mit lauter Musik durch die Gegend gefahren seien.
Die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost hatte sich damals entschlossen, sich gegen eine Neuauflage an dem Standort einzusetzen. Mit Erfolg! Danach begannen für Fatih Ilhan und die Händler bange Wochen des Verhandelns. Mitte Mai gab es dann das »Go« von der Stadt. Auf einer anderen Fläche und kleiner als in den letzten Jahren durfte das Fest stattfinden. Fatih Ilhan hatte extra ein abgespecktes Programm beantragt. In der Vergangenheit gab es Bühnen und Karussells. In diesem Jahr nicht. Ilhan sagt, »Was wir in diesem Jahr haben, ist eine Notlösung.« Diese sei aber wichtig gewesen. Händler und Gastronomen hätten für tausende Euro Waren geordert. Menschen, die aus der Türkei kommen, hätten Flüge gebucht und Zimmer gemietet. Daher sei es wichtig, dass das Festival stattfinden konnte. Aus der Türkei angereist ist das Team eines Restaurants aus Hatay. Sie haben ein riesiges Festzelt bezogen. Dort und in zahlreichen kleinen Pavillons gibt es vor allem türkische Speisen. Es gibt aber auch einen italienischen Pizzastand.
In vielen Pavillons geht es aber gar nicht ums Essen. Da ist das Festi Ramazan mehr eine Verkaufsmesse. Viele Stände richten sich an ein aus der Türkei stammendes Publikum. Handyhüllen mit türkischer Flagge oder glitzerndem Halbmond werden ebenso angeboten wie Immobilienbeteiligungen in der Türkei. Bei den Fußballaccessoires dominieren Schals und Trikots der großen Klubs aus Istanbul, aber auch die Logos vom BVB oder dem FC Bayern sind zu finden.
Fatih Ilhan erzählt, dass allein aus Dortmund 30 bis 40 Unternehmen durch das Festi Ramazan gegründet wurden. »Viele konnten hier zum ersten Mal ausprobieren ob eine Idee funktioniert.« Das ist etwas, worauf Ilhan stolz ist. Das Fest soll »gut für Dortmund« sein. Der 48-jährige Ilhan ist in Dortmund geboren. Sein Großvater war 1963 in die Ruhrgebietsstadt gekommen. Sein Vater hat im Bergbau gearbeitet. Ilhan hat Elektrotechnik studiert. Er erzählt, dass sein Opa einen »Integrationsverein« gegründet habe. Um diese Familientradition fortzusetzen, erzählt er lachend, hätte sein Fest größer sein müssen. Er freut sich, dass auch viele Deutsche kommen. Wenn der Ramadan in den Winter fällt, könne man das Fest auch mit einem Weihnachtsmarkt zusammenlegen, scherzt er. Dann gibt es »Bratwurst und Börek«. Beim Fest solle das Zusammenkommen im Vordergrund stehen.
Sorgen, dass das Festival vom türkischen Wahlkampf beeinflusst wird, hat Ilhan nicht. Vor Jahren habe es einen Stand aus dem AKP-Spektrum gegeben. Die passten aber nicht zum Festival, das kein Ort für die türkische Politik sein soll. »Die mögen uns deshalb nicht so sehr.« Politisch Auffälliges findet sich auf dem Festi Ramazan nicht. Es gibt viel Türkei-Symbolik, die DITIB hat einen Stand und mit dem Verein »Weltweiter Einsatz für Arme« ist eine islamische Hilfsorganisation vertreten, die vor Jahren wegen angeblicher Nähe zur Hamas in die Schlagzeilen geriet. Das Bild vom Festival bestimmen sie nicht, dafür sorgen die viel beliebteren Stände für Essenspezialitäten.
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