Kultur oder Kommerz?
In Bremen gibt es Streit um ein Festival
Die »Breminale« ist ein Festival mitten in der City an der Weser. Je nach Wetter kommen während der vier Tage zwischen 150 000 und 250 000 Gäste. Die Geschichte des Festivals reicht zurück bis in die 1970er-Jahre.
Streitpunkt war seitdem das Geld: Wer es gibt und wer es wofür ausgibt. Von Anfang an war das Ausgeben ideologisch heiß umkämpft mit Fragen wie: Was ist Kultur? Welche darf aufs Festival? Welche nicht?
Nun ist der Name wieder offen und die Kultur macht auf Lessing: Sie geht nach Brot. Will sagen, es wimmelt von Getränke- und Speise-Angeboten, die längst von Bier und Bratwurst Galaxien entfernt sind. Die Standmieten dienen der Festival-Finanzierung, denn es gibt keine Eintrittsgebühren und alle Konzerte sind frei.
Vor rund 40 Jahren segelte das von der Stadt Bremen organisierte freie Kunst- und Kulturfestival zunächst auf der Weser und ging schließlich auch an Land. Die freie Kunstszene schickte sich an, Kultur für umsonst zu präsentieren - ermöglicht durch staatliche Förderung. Die endete Anfang der 80er Jahre und damit das Festival.
Ein paar Jahre später wurde mit einem 100 000-DM-Anschub aus verschiedenen Bremer Ressorts eine Aktien-Gesellschaft gegründet, um wieder ein Umsonst-Kulturfestival an der Weser zu organisieren. Es bekam den Namen »Breminale« und lief die zurückliegenden 30 Jahre mit freier Kunst und wachsendem Kommerz in den Abteilungen Essen, Trinken, Kunsthandwerk und Kleidung. Jedes Jahr gab es Gerangel mit dem Senat ums Geld - und zum Teil auch im Senat selbst. Jedes Jahr Streit über mehr freie Kultur, mehr Kommerz, mehr Heimisches, oder mehr Internationales.
Und dann überlegte sich Harald Siegel, der als Chef der »Breminale-Gesellschaft« Inhaber der Namensrechte war, diese zu veräußern. Siegels Firma war für Gastronomie und Sicherheit auf dem Festival zuständig; die Firma »Sternkultur« für Programm und Konzept.
Jetzt ist das die Aufgabe von »contenance burgau aug«, die nun die Namensrechte hält. Siegel will nur noch die Gastronomie organisieren. Die Bremer Politik ist nun zuständig für Zukunftspläne und den Zwist darum.
Vergangene Woche erfuhren die Mitglieder der Bremer Deputation für Kultur, dass die Bremer Wirtschaftsförderung und der Kultursenator - in Bremen ist das immer der Senatspräsident - lokale Veranstalter bitten, für das übernächste Jahr Konzepte für ein »Festival an der Weser« einzureichen.
Kristina Vogt von der Bremer Linksfraktion moniert, es gebe keinen Grund, das kommende Jahr auszulassen. Es sollten wie bereits angekündigt Angebote für 2019 eingeholt und ein Festival organisiert werden. Der Name »Breminale« ist für Vogt entbehrlich. Ihre Fraktionskollegin Miriam Strunge mahnt mit der Ausschreibung »höchste kulturfreundliche Qualität« an.
Die Bremer CDU will wegen der Zuschüsse von 60 000 Euro aus dem Wirtschaftsressort und 65 000 Euro aus dem Kulturetat weniger Kommerz auf dem Festival.
Hitzig diskutiert wird die Namensfrage unter Bremern nicht, aber es gibt viele »Breminale«-Nostalgiker, denen er am Herzen liegt. Ein Jahr auszusetzen gilt als indiskutabel und unverständlich. Schließlich gehört die »Breminale« zum Bremer Sommer. Es besuchen Drei-Generationen-Familien das Festival, deren Mitglieder alle seit Bestehen dort hingehen. Die Jüngeren sogar seit ihrem eigenen Bestehen.
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