Enttäuschte Hoffnungen

Am Dienstag endet zweite Suche nach verschollenem malaysischen Flugzeug MH370

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Hört man die Erlebnisse von Blaine Gibson, könnte man an eine Verschwörung glauben. Der US-Anwalt hat mehr als die Hälfte aller bisher aufgefundenen Trümmerteile des vermissten Flugzeuges MH370 an der Küste Afrikas aufgespürt - und er erhielt Todesdrohungen, wird vor allem von malaysischen Internetnutzern regelrecht »gestalkt«, wie er berichtete. Das Verschwinden der Malaysia-Airlines-Maschine gilt als größtes Rätsel der Fluggeschichte. 239 Menschen starben, als das Flugzeug im März 2014 von seiner Route nach Peking abwich und in den südlichen Indischen Ozean stürzte.

Am Dienstag endet die zweite offizielle Suche. Weder die erste der australischen Behörden noch die jetzige der US-Firma Ocean Infinity, die nur im Erfolgsfall von der malaysischen Regierung bezahlt worden wäre, haben die Flugschreiber und damit den genauen Absturzort der Boeing 777 zu Tage gefördert.

Christine Negroni, eine US-Autorin, die sich auf Flugzeugabstürze spezialisiert hat und auch über MH370 geschrieben hat, will jedoch nicht an eine Verschwörung glauben. »Es ist nicht so unüblich, dass Flugzeuge, die ins Meer stürzen, gar nicht oder nicht in ihrer Gesamtheit gefunden werden können«, schreibt sie. Die Suche nach MH370 sei ziemlich spät aufgenommen worden, nach mehreren turbulenten Stürmen im südlichen Indischen Ozean.

Die US-Amerikanerin, die wie die australischen Ermittler nicht an die Theorie eines Pilotenselbstmordes glaubt, hat in ihrem Buch die Theorie aufgestellt, dass es zu einem plötzlichen Abfall des Sauerstoffs gekommen sein könne, der die Handlungsfähigkeit der Piloten eingeschränkt habe. Anstatt sich so sehr auf die Flugschreiber zu fixieren, sollten die Behörden nach Meinung der Expertin mehr die Hinweise untersuchen, die bekannt sind: Die Wartungshistorie des Flugzeugs, die Fracht - eine Ladung leicht brennbarer Lithiumbatterien, deren Transport inzwischen verboten wurde - oder die Signale von den Hunderten Mobiltelefonen im Flugzeug.

Auch K.S. Narendran, ein Wirtschaftsberater im indischen Chennai, der seine Frau bei dem Flugunglück verlor, fordert mehr Einblick von den Behörden. So sei die Flügelklappe, die auf La Réunion gefunden wurde, nicht von den französischen Behörden freigegeben worden. Das Ganze sei ein »zutiefst emotionales Thema« für ihn und die anderen Angehörigen. Sie seien »gefangen zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit« und wüssten nicht, wie sie loslassen sollten.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.