- Politik
- Flucht über das Mittelmeer
Mindestens 44 Tote bei Bootsunglücken
Allein 35 Menschen vor der Küste Tunesiens ertrunken / Inselgruppe Kerkenna entwickelt sich immer mehr zum Ausgangspunkt für Überfahrten
Tunis. Bei Bootsunglücken im Mittelmeer sind erneut Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. Vor der tunesischen Küste nahe der Inselgruppe Kerkenna starben mindestens 35 Menschen, als ihr Boot sank, wie das tunesische Verteidigungsministerium am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur Tap zufolge mitteilte. Vor der türkischen Südküste spielte sich ein weiteres Drama ab: Dort ertranken mindestens neun Flüchtlinge, darunter sechs Kinder, wie die türkische Küstenwache mitteilte.
Vor der tunesischen Küste wurden den Angaben zufolge mindestens 68 Migranten aus Tunesien und anderen Ländern gerettet. Lokale Medien hatten berichtet, auf dem Boot hätten sich 120 Migranten befunden.
Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini sagte bei einem Besuch in Sizilien mit Blick auf das jüngste Unglück: »Ziel ist es, Leben zu retten. Und das macht man, indem man die Abfahrten der Boote des Todes aufhält.« Zuvor hatte er wieder Stimmung gegen Migranten gemacht und unter anderem gesagt: »Für die Illegalen ist das schöne Leben vorbei, sie müssen die Koffer packen.«
Von Tunesien starten eigentlich wesentlich weniger Migranten auf Booten in Richtung Italien als vom chaotischen Nachbarland Libyen. Die Inselgruppe Kerkenna in der tunesischen Provinz Sfax entwickelte sich aber zuletzt immer mehr zum Ausgangspunkt vieler illegaler Überfahrten. Im vergangenen Jahr hatten rund 5700 Tunesier versucht, Europa auf dem Seeweg zu erreichen.
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Die türkische Küstenwache berichtete, vor der Küste der Provinz Antalya sei ein Schnellboot mit Flüchtlingen gesunken. Fünf Menschen an Bord seien von der Küstenwache beziehungsweise von einem Fischerboot gerettet worden. Zur Nationalität der Betroffenen machte die Küstenwache keine Angaben. Die EU-Kommission hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Zahl der Migranten, die über die Türkei illegal in die EU kommen, in den ersten Monaten des Jahres wieder deutlich angestiegen sei. dpa/nd
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