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- Stadtpolitik in Potsdam
Der kommende Aufstand
Das Bündnis »Stadtmitte für alle« meldete die Erhebung auf Potsdams Altem Markt ordentlich bei der Polizei an
In Potsdam soll es am kommenden Sonnabend einen Aufstand geben. Anders als bei einem richtigen Aufstand wird allerdings nichts gestürmt. Die Waffen werden schweigen. Sprechen werden stattdessen die Aufständischen. Ihre Erhebung ist vom Bündnis »Stadtmitte für alle« ordentlich bei der Polizei angemeldet - für bis zu 500 Personen, die sich um 16 Uhr auf dem Alten Markt treffen sollen, um darüber zu reden, was sich in der Stadt ändern müsste.
Der Aufstand erfolgt gegen Abrisswut und Ausverkauf, für mehr Schulen und Kitas, gegen den umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche, für das Jugendzentrum »Freiland« und das Kunst- und Kreativhaus »Rechenzentrum«, gegen Mietwucher und für alle, was den Potsdamern sonst so wichtig ist. So heißt es in der Einladung der politischen Veranstaltung, die etwa 45 Minuten dauern soll.
Die Teilnehmer sind gebeten, sich Decken mitzubringen oder einfach so aufs Pflaster zu setzen. Dann wolle man gemeinsam aufstehen und jeder solle sagen, was er sich von der Stadtpolitik wünsche, erläutert Bündnissprecher André Tomczak. Er rechnet mit wenigstens 200 Besuchern. Das Bündnis »Stadtmitte für alle« hatte im vergangenen Jahr am selben Ort bereits eine Veranstaltungsreihe »Platz nehmen!« durchgeführt. Zu den zehn Terminen kamen zwischen 20 und 150 Menschen, nahmen Platz auf zwei Sofas oder Stühlen und diskutierten über die Stadtentwicklung. Dies stand noch im Zeichen des Widerstands gegen den Abriss der benachbarten Fachhochschule, der inzwischen angelaufen ist. Beispielsweise fehlen die Fenster bereits.
Ob aus dem zunächst einmaligen Aufstand auch eine Veranstaltungsreihe wird, das werde schon überlegt, informiert Tomczak. Auf jeden Fall soll der Termin am Sonnabend der Auftakt für Bemühungen sein, im laufenden Oberbürgermeisterwahlkampf »Themen zu setzen«. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) macht nicht weiter. Sein Nachfolger soll am 23. September gewählt werden.
Zum Bündnis »Stadtmitte für alle« gehören Parteien, Vereine, Initiativen und einzelne Personen, darunter die LINKE, die linksalternative Wählergruppe »Die Andere«, die Satirepartei »Die Partei«, die Volkssolidarität und der Allgemeine Studierenden-Ausschuss der Universität Potsdam, außerdem die Bürgerinitiativen »Potsdamer Mitte neu denken«, »für ein Potsdam ohne Garnisonkirche« und »MieteSchön Brauhausberg« sowie der Stadtjugendring und der Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen.
Das Bündnis hat sich zum Ziel gesetzt, Fehlentwicklungen im Stadtzentrum in den Blick zu rücken, dabei insbesondere auch der Trend, barocke Fassaden nachzubauen und dafür DDR-Architektur abzureißen.
Im Aufruf zum Aufstand heißt es: »Potsdam wächst und wächst, doch die Infrastruktur wächst nicht mit. Am Alten Markt wird wertvollstes öffentliches Eigentum zerstört und verkauft. Nach der alten Fachhochschule muss der Staudenhof dran glauben. Währenddessen steigen die Mieten und der öffentliche Raum für Begegnung, Kultur und Sport, für Kinderbetreuung und andere gesellschaftliche Funktionen wird immer knapper. Hier wird an den Bedürfnissen weiter Teile der Einwohnenden vorbei regiert und verwaltet. Es ist Zeit für einen Aufstand. Die Stadt geht uns alle etwas an!« In einer Fußnote wird erläutert: »Aufstand entsteht durch das gemeinsame Verlassen einer liegenden oder sitzenden Position.«
Die Sache ist auf die Minute genau durchgeplant: 15.30 Uhr Infostand, 16 Uhr Begrüßung, Erläuterung, Platz nehmen, 16.15 Uhr Aufstand.
stadtmittefueralle.de
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