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  • Politik
  • Digitalisierung im Gesundheitswesen

Offene Stellen in der Humanmedizin

Hauptstadtkongress diskutiert digitale Lösungen für Personalprobleme im Gesundheitswesen

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.

Zum 21. Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit treffen sich alljährlich im Frühsommer »Entscheidungsträger« aus Politik und Gesundheitswirtschaft in Berlin. Auch in diesem Jahr sind wieder 8000 Fachleute und Wirtschaftsvertreter angereist, um die Probleme der Branche unter die betriebswirtschaftliche Lupe zu nehmen.

Inhaltlicher Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Digitalisierung. Hier muss von einem großen Rückstand des deutschen Gesundheitswesens ausgegangen werden, glaubt man dem am Donnerstag anlässlich des Kongresses vorgestellten »Krankenhaus-Rating-Report 2018«. Insgesamt kann der vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI und der Institute for Healthcare Business GmbH in Kooperation mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte erstellte Bericht, der sich auf die Jahresabschlüsse von über 860 Krankenhäusern im Jahr 2016 bezieht, aber eine relativ zufriedenstellende Bilanz ziehen. Demnach befanden sich vor zwei Jahren nur sieben Prozent der Krankenhäuser im Bereich erhöhter Insolvenzgefahr, während 84 Prozent eine gute Ertragslage aufwiesen. Das durchschnittliche Jahresergebnis stieg auf 2,8 Prozent der Erlöse.

Im Detail interessant ist das erneut beste Abschneiden der Krankenhäuser in den ostdeutschen Bundesländern, wohlgemerkt in Bezug auf ihre wirtschaftliche Lage. Am schwierigsten hingegen war die Situation in Niedersachsen, Bremen, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. In den »ungünstigen« Regionen gebe es eine hohe Standortdichte, viele kleine Einheiten und eine geringe Spezialisierung, so Sebastian Krolop von Deloitte.

Während Beschäftigte der Branche vor allem in der Pflege, aber auch in den auf sie angewiesenen Bereichen auf ständige Überlastung und Unterbesetzung hinweisen, konstatiert der Rating-Report, dass es in den letzten 25 Jahren gelungen sei, den Personalbestand der Leistungsmenge im Krankenhaus anzupassen. Diese wurde dabei aus den Fallzahlen und den Belegungstagen gebildet. Die Situation werde aber nicht mehr lange so bleiben, da die Zahl der Patienten und pflegebedürftigen Menschen weiter steige, heißt es. Allein um eine Versorgung auf dem heutigen Niveau zu sichern, würden bis 2025 voraussichtlich zusätzlich 80 000 Vollkräfte in den Medizinischen Diensten der Krankenhäuser gebraucht, also in allen Berufsgruppen von Pflegern über Ärzte bis hin zu Medizintechnikern. Schon jetzt seien die Vakanzen hoch: Bis zur Besetzung einer offenen Stelle in Physiotherapie und Krankenpflege dauere es 151 Tage. In der Humanmedizin liege der Wert bei 131 Tagen, in der Geburtshilfe bei 146 Tagen.

Einen der Ansätze, die zunehmenden Personalprobleme zu lösen, sehen die Wissenschaftler in arbeitssparenden technischen Innovationen. Genau hier kommt nun die Digitalisierung ins Spiel. Wie weit deutsche Krankenhäuser zurückliegen, lässt sich nach Meinung des Mediziners und Ökonomen Sebastian Krolop, Koautor des Reports, schon daran erkennen, dass 80 bis 90 Prozent der Kliniken kein WLAN zum vereinfachten Internetzugang hätten. Länder wie etwa Dänemark, die USA (im Rahmen von Obamacare) und aktuell die Türkei, die im Bereich Digitalisierung zur Spitzengruppe gehörten, hätten diesen Fortschritt nur durch starke staatliche Förderung erreicht.

Das dringendste Projekt in diesem Feld ist für Krolop die elektronische Patientenakte, die von jedem Versicherten die gesamte Krankheitsgeschichte, Familienanamnese, aktuelle Diagnosedaten und Medikationen enthalten sollte. Die Patienten entschieden, ob sie die Daten mit den Ärzten ihres Vertrauens teilen wollen. Aber erst wenn derartige Informationen einschließlich von Therapieverläufen auswertbar seien, könne erkannt werden, ob bei den einzelnen Behandlern auch die Qualität stimme. Im bisherigen System der Qualitätsmessung an Krankenhäusern würden zum Beispiel Komplikationsraten nicht dargestellt, ebenso wenig wie die Qualität der Indikationsstellung - erst damit lassen sich nötige von unnötigen Therapien abgrenzen und in der Folge auch Ausgaben vermeiden.

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