• Politik
  • Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim

Maas misstraut Pjöngjang

Trotz vielfältiger Kritik nach USA-Nordkorea-Gipfel überhäufen sich Trump und Kim gegenseitig mit Lob

  • Lesedauer: 3 Min.

Seoul. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) misstraut Kim Jong Uns Zusagen nach dessen Gipfeltreffen mit dem US-Präsidenten Donald Trump. Zu oft sei die internationale Gemeinschaft in der Vergangenheit bereits durch Pjöngjang getäuscht worden, sagte Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Maas sieht angesichts der bisherigen Politik Nordkoreas daher gute Gründe, der Gipfelvereinbarung mit den USA zu misstrauen. »Wir müssen zunächst einmal abwarten, ob Nordkorea wirklich bereit ist, sich auf die Aufgabe seiner Nuklearwaffen als Teil eines substanziellen Friedensprozesses einzulassen«, so der Außenminister.

Kim hatte bei dem Gipfeltreffen am Dienstag in Singapur in die komplette atomare Abrüstung seines Landes eingewilligt. Nähere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen wurden dabei zunächst nicht genannt. Trump sagte Nordkorea im Gegenzug »Sicherheitsgarantien« zu und kündigte überraschend auch ein Ende der Militärmanöver mit Südkorea an.

Die Regierung in Seoul und US-Armeevertreter in Südkorea deuteten an, von der Ankündigung Trumps überrumpelt worden zu sein. Die Zeitung »Korea Herald« nannte die Entscheidung in einem Leitartikel »besorgniserregend«. Auch Japan zeigte sich besorgt. Verteidigungsminister Itsunori Onodera sagte, die Militärübungen der USA mit Südkorea und die dortige US-Truppenpräsenz seien »unerlässlich« für die Sicherheit in der Region.

Das sensible Thema Menschenrechte sprach Trump nach eigenen Angaben kurz »mit Nachdruck« an. Menschenrechtsaktivist_innen kritisierten hingegen, Trump habe »die dunkle Seite hinter der diplomatischen Reality-Show« ignoriert. Nordkorea werden unter anderem außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und Entführungen vorgeworfen.

Ungeachtet dieser und weiterer Kritik überhäufen sich Kim Jong Un und Donald Trump weiter gegenseitig mit Lob: Die nordkoreanischen Staatsmedien werteten das Treffen am Mittwoch als »radikalen Wendepunkt« in den angespannten Beziehungen beider Länder. Kim und Trump hätten gegenseitige Einladungen nach Washington und Pjöngjang »erfreut« angenommen. Trump zeigte sich bei Twitter überzeugt, der Gipfel habe zur Verhinderung einer »atomaren Katastrophe« beigetragen. Mit dem Treffen sei »Geschichte geschrieben« worden. Trump pries Kim darüber hinaus als »große Persönlichkeit«, »sehr schlauen« Verhandlungspartner und »sehr talentiert«. Er habe eine »besondere Verbindung« zu Kim aufgebaut, sagte Trump.

»Unser Tag zusammen war historisch!«, schrieb Trump per Twitter. »Keine Raketenabschüsse, Atomtests oder Forschung mehr!«, so der Präsident. Trump dankte »dem Vorsitzenden Kim« zudem für den »wagemutigen Schritt hin zu einer leuchtenden neuen Zukunft für sein Volk«.

Das Treffen war mit symbolträchtigen Gesten und Szenen gespickt. Die Beziehungen zwischen Trump und Kim haben sich in atemberaubendem Tempo gewandelt. Noch im vergangenen Jahr hatte der US-Präsident den Machthaber in Pjöngjang als »kleinen Raketenmann« verhöhnt, Kim beschimpfte Trump als »geistesgestört« und »senil«. Trump drohte Kim zudem mit der totalen Vernichtung Nordkoreas.

Völlig überraschend nahm Trump im März eine Einladung Kims an. Es war nun das erste Mal, dass ein US-Präsident und ein nordkoreanischer Machthaber zusammentrafen. Für Kim bedeutete das Treffen in Singapur einen enormen Prestigegewinn. Nachdem sein Land wegen seiner Atomwaffen- und Raketentests von der internationalen Gemeinschaft weitgehend isoliert worden war, betrat er mit der Begegnung wieder die diplomatische Weltbühne. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.