- Berlin
- Streik an der Uni
Studierende besetzen Audimax der TU
Etwa 50 Studierende übernachten im größten Hörsaal der Technischen Universität Berlin
»Bildung für alle, sonst gibt’s Krawalle!«, skandierten Studierende beim Einlauf in das Audimax der Technischen Universität Berlin (TU) am Mittwochabend. Zur anschließenden Vollversammlung sind bereits 200 Menschen im Audimax. Für warmes Essen und Trinken gegen Spende ist gesorgt, rundum hängen Transparente im Hörsaal. »17 Jahre Lohnstillstand. Wir streiken!« ist auf einem davon zu lesen, »Lernfabriken meutern!« auf einem anderen.
Ein zentrales Anliegen der Besetzer*innen ist der Arbeitskampf der studentischen Hilfskräfte. In der Vollversammlung nehmen viele Wortbeiträge Bezug auf die Forderungen der TV-Stud-Kampagne nach einer sofortigen Lohnerhöhung auf 14 Euro pro Stunde und künftigen Lohnsteigerungen gemäß den Verhandlungsergebnissen beim für die übrigen Uni-Beschäftigten geltenden Tarifvertrag der Länder (TV-L). »Es ist unhaltbar, dass das von der Landesregierung bereitgestellte Geld nicht für die vorgesehenen Zwecke verwendet und an die studentischen Hilfskräfte ausgezahlt wird«, heißt es in einer Erklärung zur Besetzung.
»Die Streiks gehen weiter«, sagt Mariana Perez, Aktivistin der Kampagne. »Wir sind jetzt gerade in einer richtig guten Dynamik.« Daher seien auch Aktionen über den Streik und die symbolischen Demonstrationen hinaus notwendig. »Wir haben auch das Selbstbewusstsein und die Energie und die Unterstützung von anderen Gruppierungen dazu«, sagt Perez. »Wir haben eine starke Position.«
Nicht nur der Arbeitskampf liegt den Studierenden im Hörsaal am Herzen. »Wir wollen eine demokratische Uni, eine selbstverwaltete Uni, eine Uni, wo wir mitbestimmen können und eine Uni mit guter Lehre«, sagt Tabea Winter, Studierende der Alice-Salomon-Hochschule (ASH). Eine Hörsaalbesetzung könne auch einen Freiraum schaffen, um das zu erproben. Sie könne außerdem Druck auf die Hochschulleitungen ausüben. An der ASH habe es tags zuvor ebenso eine Besetzung des Audimax gegeben. »Von 12 bis 15 Uhr haben wir im Hörsaal über TV-Stud und die Missstände an der Uni diskutiert und haben den Raum dann freiwillig verlassen«, so Winter.
Donnerstagfrüh wird im besetzten TU-Hörsaal gefrühstückt. Etwa 50 Menschen hatten dort übernachtet. Auch der Präsident der Hochschule, Christian Thomsen, lässt sich kurz blicken, bis dahin als einzige Universitätsautorität. Er habe nach dem weiteren Plan gefragt, berichtet eine Studentin im Hörsaal. Doch die Studierenden wollten zunächst über die folgenden Schritte diskutieren. Die TU hat eine Erklärung zum weiteren Umgang mit der Besetzung angekündigt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.