Dicke Luft voraus
Die Reedereien sollen Filter für den Dieselantrieb der Fahrgastschiffe nachrüsten, scheuen aber die Investition
Der Senat versucht seit Jahren erfolglos, die Reedereien zu bewegen, die alten Dieselmotoren ihrer Fahrgastschiffe nachzurüsten. Auch ein neues Pilotprogramm, das Schiffe mit Dieselrußfiltern ausrüsten soll, wurde bislang nicht angenommen. »Die Hoffnung, dass die Fahrgastreedereien mit Hilfe der Förderung freiwillig nachrüsten, hat sich leider nicht erfüllt«, sagte eine Sprecherin der Umweltverwaltung.
Der Abgeordnete Georg Kössler (Grüne) drohte nun damit, »ordnungspolitische Maßnahmen« zu prüfen, falls die Schiffer nicht auf saubere Antriebe umstellen. »Die stinkende Dieselschifffahrt hat in Berlin keine Zukunft«, erklärte der Sprecher für Klima- und Umweltschutz seiner Fraktion. Die Berliner Politik versuchte schon vor fünf Jahren, Dieselrußfilter für die Passagierschiffe einzuführen. Ohne Erfolg. Lediglich vier Boote wurden bei einem Modellversuch mit den Filtern ausgestattet. Laut Kössler versucht die Politik mit Fördermitteln und Klimaschutzvereinbarungen die Schifffahrt in Berlin behutsam auf saubere Antriebe umzustellen. »Das sind wir den Menschen und dem Klima schuldig - aber auch den Autofahrern, die sich zurecht fragen, warum die Schiffe weiter die Luft verpesten dürfen.« Er hoffe auf die Einsicht der Schiffseigner. Bis spätestens 2030 sollen sie die CO2-Emissionen um 30 Prozent und ihre Diesel-Emissionen um 90 Prozent zu reduzieren.
Der Reederverband der Berliner Personenschifffahrt verteidigte sich gegen die Kritik. »Die geförderten Rußfiltersysteme sind sehr teuer und nur eine Brückentechnologie. Die einzubauen, lohnt sich einfach nicht«, sagte Ingo Gersbeck, Sprecher des Verbandes. In einigen Jahren würde man sowieso auf Elektro- und Hybridmotoren umstellen. »Wir warten außerdem auf konkrete Gesprächsangebote des Senats. Bislang ist nichts passiert«, sagte er.
Die Berliner Schifffahrt ist für etwa ein Prozent der giftigen Stickoxide verantwortlich, die in Berlin produziert werden - für einen Großteil davon die knapp 100 Passagierschiffe. dpa/nd
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