ZLB wird Kreuzbergerin
Rot-Rot-Grün will die Zentral- und Landesbibliothek Berlin am Blücherplatz neu bauen
Der Neubau soll alle Ansprüche an eine moderne Bibliothek des 21. Jahrhunderts erfüllen. Nichts weniger hat sich der rot-rot-grüne Senat für den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) vorgenommen. In der Senatssitzung am Dienstag verständigte sich der Senat auf einen Standort: Demnach soll die ZLB am Standort der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) in Kreuzberg neu gebaut werden.
«Ich finde die Vorstellung großartig, in Zeiten, in denen die Zugangsmöglichkeiten zu Informationen, inklusive aller darin enthaltenen Fake-News-Nebenwirkungen so extrem vielfältig sind, einen Ort wie die ZLB zu haben, in dem sich die Stadtgesellschaft sowohl informieren als auch wie in einer Townhall miteinander ins Gespräch kommen kann», erklärte Berlins Vizeregierungschef und Kultursenator Klaus Lederer (LINKE) am Dienstag im Anschluss an die Senatssitzung im Roten Rathaus. Die Zusammenführung ZLB an diesem Standort setze ein deutliches Zeichen für die kulturelle Bildung und lebenslanges Lernen, so Lederer. Mit der neuen Metropolenbibliothek orientiere sich das Mitte-links-Bündnis an einem Grundziel seiner Regierungsarbeit: Nämlich die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle Menschen zu sichern. Dazu zählt auch der Zugang zu Wissen sowie der Austausch und die Begegnung.
Mit der Standortentscheidung für die AGB in Kreuzberg beendet der Senat eine jahrelange Hängepartie um die Zukunft der ZLB. Bislang ist die Bibliothek auf drei Standorte verteilt. Der Hauptsitz, der bereits in der ehemaligen AGB residiert, ist viel zu klein und häufig überfüllt. Historisch ist die Zentral- und Landesbibliothek ein Relikt der Teilung der Stadt, das aus der Amerika-Gedenkbibliothek aus dem Westteil und der Berliner Stadtbibliothek aus dem Oststeil zur ZLB zusammengeführt wurde. Dazu zählt auch ein Außenmagazin, das im Stadtteil Tiergarten gelegen ist. Mit drei Millionen Büchern zählt die ZLB zu den bestbesuchten Kultureinrichtungen der Hauptstadt.
Der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wollte die ZLB ursprünglich als Megaprojekt für 270 Millionen Euro auf dem Tempelhofer Feld errichten. Doch der erfolgreiche Volksentscheid zur Offenhaltung des ehemaligen Flughafens machte diesem ambitionierten Vorhaben, das häufig als Wowereit-Gedenkbibliothek verspottet wurde, einen Strich durch die Rechnung.
Die neuen Pläne am Halleschen Tor haben nun ein deutlich geringeres Bauvolumen. So soll die bisherige Amerika-Gedenkbibliothek, die nach der Befreiung vom Faschismus ein Geschenk der USA an Berlin war, modernisiert und in einen Erweiterungsbau miteinbezogen werden. Mit dem Bau soll ab dem Jahr 2025 begonnen werden. Noch nicht ganz geklärt ist, wie viel das Projekt am Ende wirklich kosten wird. «Wir erhoffen uns vom Senat von Berlin nun eine genauso große Entschlossenheit bei der Finanzierung und Realisierung dieses für Berlin so wichtigen Kultur- und Bildungsprojekts», sagte Volker Heller, Vorstand der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
Einen Vorschlag, wie der Prozess beschleunigt werden könnte, unterbreiteten unterdessen am Dienstag die Grünen: «Deshalb sollten wir jetzt dem Projekt Rückenwind geben und schon im kommenden Haushalt die nötigen Planungsgelder bereitstellen und die ZLB in ein modernes Bibliothekenkonzept für Berlin integrieren», sagte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek.
Für die LINKE war wichtig, dass bei der Standortwahl die Meinung der Bürger berücksichtigt werde. Schließlich war die Alternative zur AGB das Marx-Engels-Forum in Mitte. Doch bei Diskussionen war deutlich geworden, dass viele Bürger befürchteten, dass die Sichtachsen zum Fernsehturm durch einen Neubau beeinträchtigt werden könnten. «Ich begrüße, dass in diese Entscheidung auch die Ergebnisse des Bürger*innendialogs zur Stadtmitte maßgeblich mit eingeflossen sind. Einen solchen partizipativen Prozess wollen wir nun auch bei den weiteren Planungen am Standort Blücherplatz gestalten, erklärte die Fraktionschefin der LINKEN im Abgeordnetenhaus, Carola Bluhm.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.