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- Benennung neuer U-Bahn-Stationen
Pariser Metro wird etwas weiblicher
Zwei neue Stationen sollen nach Widerstandskämpferin Aubrac und Chansonsängerin Barbara benannt werden
Paris. Viele Stationsnamen der Pariser Metro ehren berühmte Männer, Frauen sind dagegen bislang die absolute Ausnahme. Jetzt sollen zwei neue Haltepunkte nach berühmten Frauen benannt werden: nach der Chansonsängerin Barbara (»Göttingen«) und der französischen Widerstandskämpferin Lucie Aubrac. Das teilte der regionale Nahverkehrsverbund am Mittwoch mit.
Der auffällige Mangel an Frauennamen hatte bereits in der Vergangenheit zu Diskussionen geführt. Bislang sind lediglich vier Stationen des Metronetzes nach Frauen benannt – von mehr als 300 Stationen insgesamt.
Erst im Mai wurde die Station Europe im Nordwesten von Paris in Europe-Simone Veil umbenannt - zu Ehren der ehemaligen Präsidentin des Europäischen Parlaments und Holocaust-Überlebenden. Zum Weltfrauentag 2017 hatte das Staatssekretariat für Gleichstellung eine alternative Metrokarte veröffentlicht, auf der 100 Stationen die
Namen berühmter Frauen tragen.
Die zwei neuen Stationen Bagneux-Lucie Aubrac und Barbara sollen 2021 in den südlichen Vororten Bagneux und Montrouge in Betrieb gehen, an einer Verlängerung der bestehenden Linie 4. Die Namen wurden in einer Onlineumfrage mit fast 30.000 Teilnehmern ausgewählt.
Der Journalistinnenbund lobte die Entscheidung für die Benennung der Bahnhöfe nach Frauen. In Paris gehe es voran, hieß es auf Twitter. Das Netzwerk für Frauen in den Medien hatte sich im vergangenen Jahr im Rahmen einer Abstimmung der Deutschen Bahn über die Benennung der neuen ICE-Züge für die Feministin Hedwig Dohm als Namenspatronin eingesetzt. Die Autorin wurde schließlich nicht ausgewählt, jedoch sind andere wichtige weibliche Persönlichkeiten des Zeitgeschehens vertreten wie die Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz oder die Philosophin Hannah Arendt.
Die Frage der Diskriminierung von Frauen ist in Frankreich seit Langem ein viel diskutiertes Thema. In den vergangenen 20 Jahren wurden zahlreiche Gesetze zur Gleichstellung verabschiedet. So ist seit 1999 per Verfassungsänderung Frauen und Männern der gleichberechtigte Zugang zu Wahlämtern zugesichert. 2008 wurde die aktive Förderung des Zugangs von Frauen zu Führungspositionen im beruflichen und sozialen Bereich in der Verfassung verankert.
In den Jahren 2010 und 2011 hat Frankreich einige der entschlossensten und fortschrittlichsten Quotenregelungen in der EU für Parität in Vorständen privater Unternehmen und in höheren Laufbahnen des öffentlichen Dienstes verabschiedet – Deutschland zog mit seiner Frauenquote in börsennotierten Unternehmen im Jahr 2016 nach. Im aktuellen Ranking des Weltwirtschaftsforums (Global Gender Gap Report 2017) liegt Frankreich auf Platz 11 (Deutschland belegt Rang 12). nd/Agenturen
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