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Landtag siegt gegen Deutschland
Parlamentssitzung wird während des Fußballspiels der Nationalmannschaft nicht unterbrochen
An diesem Mittwochnachmittag treffen bei der Fußballweltmeisterschaft im russischen Kasan die Mannschaften Deutschlands und Südkoreas aufeinander. Anpfiff ist um 16 Uhr. Die zeitgleich laufende Landtagssitzung wird deswegen aber nicht unterbrochen. Dem Wunsch nach einer Parlamentspause, um sich das Spiel im Fernsehen anzusehen, erteilte Linksfraktionsgeschäftsführer Thomas Domres am Dienstag eine Absage. Es könne nicht sein, dass der Landtag ausführlich und hoch emotional das Bestattungsrecht debattiere und »wir danach Fußball schauen«, meinte Domres. Das sage er als Fußballfan, der auch gern beim SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion sitze. »Ich sehe keine Notwendigkeit, die Sitzung wegen des Spiels zu unterbrechen«, versicherte Domres.
Dem schlossen sich die Grünen an. Ihr Fraktionschef Axel Vogel vermutete, dass die Fußballanhänger unter den Parlamentskollegen sich mit Blick auf das Fußballspiel in ihren Redebeiträgen möglicherweise kürzer fassen als sonst, um nebenbei zumindest einen Teil des Spiels verfolgen zu können. »Wir werden uns unbeeindruckt an der Debatte beteiligen«, kündigte Vogel an. Er hoffe darauf, dass die Redebeiträge so spannend werden, dass Fernsehzuschauer zumindest zwischen dem Spiel und der Übertragung der Landtagsdebatte hin- und herschalten.
»Wir wollen eindeutig keine Sitzungsunterbrechung aus diesem Grund«, unterstrich SPD-Fraktionschef Mike Bischoff. Bei der Verkündung dieser Entscheidung habe es zustimmendes Klopfen in der Fraktion gegeben. »Die Krankenschwester kann auch nicht ihre Arbeit unterbrechen, wenn die deutsche Mannschaft auf das gegnerische Tor stürmt«, erklärte Bischoff. »Wir werden für eine gute, solide parlamentarische Arbeit bezahlt - und das nicht schlecht.«
Die CDU hatte vorgeschlagen, die Sitzung für die Dauer des Spiels zu unterbrechen und nach Abpfiff am Abend fortzusetzen. »Wenn die Mehrheit im Landtag anderer Auffassung ist, werden wir selbstverständlich unsere Pflicht ordnungsgemäß erfüllen«, bedauerte CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben zerknirscht. Er suche noch einen Weg, um seine Unterstützung für die deutsche Mannschaft zu dokumentieren, ohne die Geschäftsordnung des Parlaments zu verletzen. »Vielleicht werde ich an meinem Tisch eine kleine Deutschlandfahne aufstellen.« Außerdem will Senftleben »ganz genau beobachten, ob alle während des Spiels auch im Plenarsaal sind und dort aufmerksam die Debatte verfolgen«.
AfD-Fraktionschef Andreas Kalbitz bemerkte vorsorglich, wenn die AfD nicht vollständig an der Parlamentssitzung teilnehme, dann nicht, weil die abwesenden Abgeordneten Fußball schauen.
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