Wo der Schilderwald wild wuchert
In der Bremer Inselstraße wurden auf 100 Metern gleich 13 Verkehrsschilder aufgestellt - aber nicht für lange
Da geht doch noch was, hatten sich wohl die Leute vom Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gedacht, als sie wieder mal auf der Suche nach Flächen für Anwohnerparkplätze waren. Also legale Parkplätze, die abgesegnet und entsprechend beschildert sind und andere Verkehrsteilnehmer - auch die mit Kinderwagen oder Rollstuhl - nicht behindern.
Nun ist es auch in Bremen so, dass Autos immer wieder mit zwei Rädern auf dem Fußweg abgestellt werden - nicht richtig verboten, aber auch nicht wirklich erlaubt. So auch in der schmalen Bremer Inselstraße, die mehr Anwohnerstraße als Durchfahrtsstraße ist. Die Gründe dafür, weshalb das ASV just dort Gutes tun wollte mit einer Legalisierung des »Zwei-Reifen-Parkens«, sind nicht bekannt. Jedenfalls wurden 13 Schilder geordert, die dann eines frühen Morgens - ohne jegliche Ankündigung - auf dem Fußweg aufgestellt wurden. Und zwar alle 13 auf einer nur 100 Meter kurzen Strecke.
Weil es jedoch dort für die Straßenbäume auch sogenannte Baumnasen auf der Straße gibt, vor denen ein Parkabstand einzuhalten ist, wurde die Schilderaufstellung besonders kompliziert. Auch war die Sichtbarkeit der Schilder zu gewährleisten. Diese Gesamtlage vor Ort führte schließlich dazu, dass die Arbeiter im Glauben an die gute Sache den Fußweg der Inselstraße derart mit Schildern vollstellten, dass es für Passanten, die mit Kinderwagen, Rollator oder auch Gehstöcken unterwegs waren, stellenweise einfach zu eng wurde. Statt Lob gab es viel Kritik, weil die Aktion nicht angekündigt wurde, weil es zu viele Schilder waren - und weil sie teuer waren.
Die ASV-Leute fühlten sich missverstanden und fanden, dass die Bremer, die sonst für ihr stoisches Aushalten auch unangenehmer Situationen bekannt sind, undankbar sind. Immerhin entfernten sie gut eine Woche später erst einmal acht der 13 Schilder. Für diese gibt es bislang jedoch keine Verwendung, sodass sie zunächst im Lager stehen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.