Das Geheimnis des Kölner Rosenmontagszugs
Stauforscher wollten wissen, warum der letzte Wagen deutlich weniger Zeit für die Strecke braucht als die Spitze
Am Anfang des Kölner Rosenmontagszuges steht Jahr für Jahr ein Schild: »D’r Zoch kütt« - »Der Zug kommt«. Wie und mit welchem Tempo dieser Zug dann kommt, fragt man sich in Köln traditionell weniger, Hauptsache er ist da. Genau diese Tempofrage haben sich nun aber Stauforscher angenommen. Der Duisburger Physiker Michael Schreckenberg und sein Team werteten dafür GPS-Daten aus den Kölner Rosenmontagsumzügen von 2014 bis 2017 aus. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift »Europhysics Letters« nachzulesen. Die »Kölnische Rundschau« berichtete darüber.
Die Forscher interessierten sich dabei für ein besonderes Phänomen: Der Umzug wird hinten raus schneller. »Zuerst dachte ich, die hätten zu viel Stau und das sei das Problem«, sagte Schreckenberg der dpa. »Aber am Ende stellte sich heraus, dass es zu wenig Stau gibt. Der Rosenmontagszug ist sozusagen ein Negativ-Stau.«
Verdeutlicht wird das, wenn man die Fahrtzeiten der vorderen mit den hinteren Wagen vergleicht. Der letzte Wagen - traditionell der Prinzenwagen - braucht für die Strecke deutlich weniger Zeit als die Wagen an der Spitze, an der ein Feuerwehrauto fährt.
»Das Phänomen ist darin begründet, dass das bremsende Element vorn - die Feuerwehr - irgendwann im Ziel ist und wegfällt«, erklärte Schreckenberg. Die gesamte Parade ist dabei so lang, dass das Feuerwehrauto bereits am Streckenende ankommt, wenn der Prinz noch gar nicht losgerollt ist. Damit scheidet es aber auch als Orientierungshilfe beim Tempo aus. Auf der Zugstrecke fährt es mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit von rund zwei Stundenkilometern.
Hinzu kommt, dass im Zug Löcher entstehen - zum Beispiel, wenn eine Gruppe für eine Tanzeinlage stehen bleibt. In der Folge wird dann möglichst schnell wieder aufgeschlossen. »Die Menschen haben die Tendenz, Lücken zu schließen. Und dabei werden sie immer schneller«, sagte Schreckenberg. Ziel der Forscher war es, ein Modell zu entwickeln, mit dem sich ein Zug simulieren lässt. Das kann nützlich sein, wenn man mal die Zugstrecke ändern will. Zudem sind weitere Forschungen geplant - auch zu anderen großen Umzügen wie in Düsseldorf und Mainz. Und in Rio. dpa/nd
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