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Feuerzeug gefällig?

  • Robert Rescue
  • Lesedauer: 3 Min.

Ich habe den Spätkauf gewechselt. Nicht aus Unzufriedenheit, sondern weil ich in dem anderen Kiez nicht mehr so oft unterwegs bin. Eine Weile bin ich noch hingegangen, aus Verbundenheit und Gewohnheit. Aber dann dachte ich mir, dass ich doch den im Haus nebenan nutzen sollte, um Weg und Zeit zu sparen.

Der neue Spätkauf ist gewöhnungsbedürftig. Die jungen Türken oder Libanesen, die ihn betreiben, sind Ende Zwanzig, reden aber wie fünfzehnjährige. Der einzige Deutsche hinter dem Tresen ist unangenehm. Er ist muskulös, sieht aus, als käme er gerade aus dem Knast und wirkt dadurch Furcht einflößend. Außerdem hat er nie gute Laune. Ich merke, dass es ihm schwerfällt, nett zu den Leuten zu sein. Die Kunden stören ihn beim rumsitzen und fernsehen. Aber leider ist er häufig da, weil die Türken oder Libanesen auf dem Spielplatz sind. Einzig positiv ist, dass er die Preiserhöhung beim Tabak nicht mitbekommen hat, weil er zu faul ist, gelegentlich mal auf die Steuerbanderole zu schauen. Irgendwann aber wird einer der Türken oder Libanesen neben ihm stehen, das bemerken und dann ist dieser Vorteil auch weg.

Anfangs fand ich es auch einen netten Service, wenn mir zu dem Tabak ein Feuerzeug dazugelegt wurde. Das passierte etwa zweimal im Monat und die Dinger hielten auch, was sie als Geschenk versprachen, nämlich nichts. Es hielt sich die Waage, Feuerzeuge zu bekommen und zu benutzen, bis sie nach der vierzigsten Zündung nicht mehr funktionierten.

Aber seit einiger Zeit bekomme ich jedes Mal ein Feuerzeug. Nach einigen Besuchen habe ich das Geschenk abgelehnt und darauf verwiesen, dass ich erstmal genug hätte. Aber das hielt nur bis zum nächsten Besuch. Vielleicht verletzte ich irgendein Ehrgefühl? Inzwischen vermute ich eher, dass sie die Dinger loswerden müssen. Da sind eine Menge vom Lkw gefallen oder sie haben die bei einem Online-Händler für Werbeartikel bestellt und aus Versehen statt auf Tausend auf eine Million Stück geklickt. Womöglich ist der ganze Lagerraum voll damit und sie müssen die unters Volk bringen, egal wie. Bestimmt bekommen die auch alle Kunden, die keinen Tabak kaufen, sondern ein Bier für den Weg zur Party. »Dicker, kannst du Flasche mit aufmachen, weißt du.« Oder Leute, die eine Flasche Wein kaufen. »Dicker, machst du Candlelight-Dinner? Kannst du Kerze mit anzünden.«

Ich habe meinen Widerstand inzwischen aufgegeben. Ich bin zwar inzwischen so oft da, dass sie mich als eine Art Stammgast betrachten dürften, aber das bringt sie nicht auf den Gedanken, dass ich genug von ihren Geschenken habe. Ich besitze aktuell eine Sammlung von etwa 38 Feuerzeugen in rot, blau und grün. Kann sein, dass ich demnächst wieder den Spätkauf wechseln muss, vielleicht gehe ich wieder zum alten. Bewegung hält schließlich gesund.

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