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Auf einmal ist Cambridge Analytica wieder da
Neugründung von Datenanalysefirma will ein »ethisch basiertes, datengesteuertes Kommunikationsunternehmen« sein
Eine Gruppe ehemaliger Mitarbeiter*innen der Firma Cambridge Analytica hat ein neues Unternehmen gegründet: Auspex International, so der Name der Firmengründung, will seine Datenanalysetechniken vor allem für soziale und politische Kampagnen im Mittleren Osten und in Afrika nutzen.
Laut Recherchen der »Financial Times« hat das neue Londoner Unternehmen bereits erste neue Geschäfte abgeschlossen und einen Vertrag für politische Arbeit in einem noch nicht benannten afrikanischen Staat erhalten.
Cambridge Analytica war ein Unternehmen, dass im große Stil Daten über potentielle Wähler*innen sammelte, um durch individuell zugeschnittene Botschaften das Wählerverhalten zu beeinflussen. Über eine Facebook-App, die als Quiz aufgesetzt war, wurden Daten von 87 Millionen Nutzer*innen des Onlinenetzwerks gesammelt und an Cambridge Analytica weitergereicht. Sie sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein. Am 2. Mai hatte es nach Bekanntwerden des Skandals Insolvenz angemeldet.
Doch nun scheint es wieder da zu sein. Schon der neue und bisher einzige Investor von Auspex International, Ahmad Al-Khatib, ist eng mit Cambridge Analytica verbunden. Er ist der ehemalige Direktor von Emerdata. Das Unternehmen war 2017 gegründet worden, um Cambridge Analytica zu erwerben und mit einem neuen Namen zu versehen – bevor es zum Facebook-Skandal kam.
In der aktuellen Pressemitteilung von Auspex International erklärte Al-Khatib: »Der Zusammenbruch von Cambridge Analytica war eine bittere Enttäuschung. Es bot sich jedoch nun die Gelegenheit, ein ethisch basiertes, datengesteuertes Kommunikationsunternehmen aufzubauen«, von dem er sicher sein konnte, dass es »seine Ziele und Werte teilen würde.«
Auspex International wird von Mark Turnbull geleitet, dem ehemaligen Leiter des politischen Teams von Cambridge Analytica außerhalb der USA und Großbritannien. Neben Alexander Nix, dem ehemaligen Geschäftsführer von Cambridge Analytica, taucht Turnbull in einem Video auf, das mit versteckter Kamera vom britischen Fernsehsender Channel 4 aufgezeichnet wurde und das die Geschäftspraktiken von Cambridge Analytica offengelegt hat: Bestechungsgelder und falsche Ausweise gehörten hier zum Repertoire.
Turnbull war vor seiner Tätigkeit bei Cambridge Analytica als Stratege bei Public-Relations-Firma Bell Pottinger beschäftigt – eine Firma wie Cambridge Analytica, die mit »Fake News« Rassismus in Südafrika anheizte, um einen Kunden Vorteile zu verschaffen, der wiederum enge Verbindungen zum südafrikanischen Präsident Zuma hatte.
Christopher Wylie, der 28-jährige Datenanalyst und Whistleblower, der maßgeblich daran beteiligt war, den Datenskandal bei Facebook aufzuklären, äußerte sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bestürzt über das neue Unternehmen. Dort schreibt er: »Es ist offiziell. Cambridge Analytica hat sich neu formuliert. Sie versuchen nicht einmal, sich zu verstecken und haben bereits Kunden in Afrika. Sie sind süchtig danach, gefährdete Länder für Profit auszubeuten. Diese Menschen müssen davon abgehalten werden, weiterhin die Welt zu korrumpieren.«
Die Meldung kam nur einen Tag nachdem Großbritannien Facebook wegen des Skandals um Cambridge Analytica mit einer Strafe von 500.000 Pfund (565.000 Euro) belegt hatte.
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