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Zweiter Stern für Frankreich
In einem irre unterhaltsamen Match bezwingt die Équipe Tricolore Kroatien mit 4:2
Es war ein Sieg für die Ewigkeit. Ein zweiter Stern ziert fortan und für alle Zeit das Trikot der Équipe Tricolore - da können die Kritiker sagen, was sie wollen. Auch im Endspiel dieser 21. Fußball-WM gestatteten sich die Vizeeuropameister aus Frankreich keinen Aussetzer. Mit 4:2 bezwangen sie die Auswahl Kroatiens und hielten am Ende strahlend den Goldpokal in den dunkel verhangenen Moskauer Abendhimmel.
Wie in den sechs Spielen zuvor hatte Trainer Didier Deschamps seine Spieler auch im Endspiel zu jener Abwartehaltung verdonnert, die die Mannschaft so souverän durch das Turnier getragen hatte. In der K-o.-Runde hatte man nacheinander Argentinien, Uruguay und schließlich auch die spielstarken Belgier bezwungen - nicht ein einziges Mal hatte man dabei einer Verlängerung bedurft. Und auch im Endspiel ließen die Franzosen nichts anbrennen: Ihr Sieg gegen die unglücklichen Kroaten bedeutete den zweiten Titelgewinn nach 1998. Didier Deschamps ist nun der Dritte Fußballer nach Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde.
Es war ein großartiges Endspiel, das erste seit 2002, das nach 90 Minuten einen Sieger gefunden hatte. Dabei bescherten die 22 Mann auf dem Platz den Zuschauern gleich mal die torreichste erste Halbzeit seit 1974: Drei Treffer in den ersten 45 Minuten, die allerdings die Kräfteverhältnisse auf dem Platz nur bedingt richtig abbildeten. Denn die Kroaten waren in Halbzeit eins zwar das klar bessere Team, als es in die Kabine ging, lagen sie aber 1:2 hinten.
Von Beginn an hatten sie die Franzosen, die sich wie im Halbfinale gegen Belgien vor allem auf ihre sichere Abwehr und das Kontertrio Paul Pogba, Antoine Griezmann und Kylian Mbappé verlassen wollten, unter Druck gesetzt. Die Rot-Weißen hingegen liefen sich die Seele aus dem Leib, hatten aber anfangs das Glück nicht auf ihrer Seite. Nach einer Schwalbe von Griezmann bekam Frankreich Freistoß auf dem rechten Flügel. Den führte der Mann von Atletico Madrid gleich selbst aus, seine Hereingabe verlängerte Mario Mandzukic unglücklich per Kopf ins eigene Tor (18. Minute). Kurz darauf jubelte »Hrvatska«. Ivan Perisic, legte sich ein Zuspiel von Vida im Strafraum vom rechten auf den linken Fuß und zog unhaltbar zum 1:1 ab.
Das Glück indes blieb Frankreichs Mannschaft hold: Bei einem Eckball sprang der Ball dem Torschützen Perisic unglücklich an die Hand, nach langem Studium der Videobilder entschied Schiedsrichter Nestor Pitana aus Argentinien auf Elfmeter. Ein Fall erneut für Griezmann: Der 27-Jährige versenkte den Ball flach zum 2:1.
Nach dem Wechsel ein ähnliches Bild. Kroatien griff an, Frankreich immer im Defensivmodus, dabei allerdings selten so sicher und selbstbewusst wie zuvor im Turnierverlauf. Im Gegenteil: Immer wieder bekamen die Kroaten einen Fuß dazwischen, selbst Real Madrids Innenverteidiger Raphael Varane verlor plötzlich Zweikämpfe in der eigenen Hälfte.
Es blieb ein irre unterhaltsames Match: Nach Chancen für Ante Rebic (48.) und Mbappé (51.) zogen plötzlich vier Flitzer mit Hemd und Schlips ihre Runden über den Platz - ein Gruß von den Protestpunkerinnen der Band Pussy Riot, wie sich später herausstellen sollte. Passend zu all dem Drama war ein Gewitter über dem Luschniki-Stadion aufgezogen - Blitz und Donner begleiteten fortan dieses Spiel, um dessen Unterhaltungswert sich nun nicht mehr nur Kroatien sondern auch Frankreich bemühte. Mit der Vorentscheidung: Mbappé sprintete wieder von rechts in den Strafraum, passte nach hinten zu Paul Pogba. Dessen erster Schuss blieb noch in der Abwehr hängen, sein zweiter Versuch aber landet wohlplatziert im Tor: 3:1, 59. Minute.
Die Kroaten, die so tapfer durch das Turnier gegangen waren und dreimal die Verlängerung überstanden hatten, wirkten ausgeknockt. Auch Trainer Zlatko Dalic schlich nur noch bedrückt an der Seitenlinie entlang. Er ahnte, was kommen würde: Mbappé traf schon sechs Minuten später zum 4:1. Der 19-Jährige ist nun der zweitjüngste Spieler, dem ein Tor in einem WM-Endspiel gelang, nur Pelé war 1958 mit 17 noch jünger.
Als alles schon besiegelt schien, brachte Torwart Hugo Lloris die Kroaten noch einmal ins Spiel: Er vertändelte den Ball am Fünfmeterraum gegen Mandzukic, tatsächlich stand es auf einmal 2:4. Eben noch nahe dem K.o. trieben Luka Modricc und Ivan Rakitic die Kroaten voran, doch an jener Viererkette, die der Grundstein für den französischen WM-Titel war, sollten sie nicht mehr vorbeikommen. Die Équipe Tricolore verwaltete das Resultat gelassen bis zum Abpfiff, ehe die Spieler schließlich über den Rasen tanzten und ihren Sieg feiern konnten.
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