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Trumps Auftritt in Helsinki sorgt für Empörung in USA
Experten und Politiker üben scharfe Kritik an Kurs gegenüber Russland / Präsident Putin dementiert Einmischung in US-Wahlkampf
Helsinki. Nach dem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin wächst der Druck auf US-Präsident Donald Trump, umstrittene Äußerungen klarzustellen. Während aus Russland Lob kam, schlug Trump in der Heimat eine Welle parteiübergreifender Kritik an seinem Kurs gegenüber Putin entgegen. Selbst einer der größten Trump-Unterstützer, der Republikaner Newt Gingrich, sprach am Montagabend (Ortszeit) vom bislang ernsthaftesten Fehler des Präsidenten seit Amtsantritt vor rund anderthalb Jahren. Der Präsident müsse seine Äußerungen über die US-Geheimdienste und Putin umgehend korrigieren, verlangte Gingrich. Andere Politiker beschrieben Trumps Auftreten mit Worten wie »beschämend«, »schändlich«, »verräterisch«, »gefährlich« oder »schwach«.
Putin hatte bei der Pressekonferenz mit Trump jede Einmischung in die US-Präsidentenwahlen von 2016 dementiert. Für Empörung sorgte in den USA, dass Trump sich nicht auf die Seite der US-Geheimdienste stellte, die wie die Ermittlungsbehörden überzeugt von einer russischen Urheberschaft sind. »Ich habe großes Vertrauen in meine Geheimdienstleute«, so der US-Präsident. »Aber ich werde Ihnen sagen, dass Präsident Putin in seinem Dementi heute extrem stark und kraftvoll war.« Er fügte hinzu: »Ich habe Vertrauen in beide Parteien.«
»Er hat das Wort des KGB über die Männer und Frauen der CIA gestellt«, sagte der Oppositionsführer im US-Senat, Chuck Schumer. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Senat, der Republikaner John McCain, kritisierte: »Die heutige Pressekonferenz in Helsinki war eine der schändlichsten Aufführungen eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken.«
Der republikanische Kongressabgeordnete und frühere CIA-Mitarbeiter Will Hurd erklärte: »Ich habe in meiner beruflichen Karriere viele Menschen gesehen, die vom russischen Geheimdienst manipuliert wurden, und ich hätte nie gedacht, dass der US-Präsident einer derjenigen sein würde, die von routinierten KGB-lern über den Tisch gezogen wurden.« Der frühere Direktor des US-Geheimdienstes CIA, John Brennan, kritisierte, die Pressekonferenz Trumps mit Putin sei »nicht weniger als verräterisch« gewesen. »Er ist vollständig in der Tasche Putins.«
Putin lobte Trump nach dem ersten gemeinsamen Gipfel als »interessanten Gesprächspartner«. Er sei gut informiert und könne fremde Argumente nachvollziehen, selbst wenn er später bei seiner Meinung bleibe, sagte Putin in einem Interview des russischen Senders Perwy Kanal. »Alle halten ihn ausschließlich für einen Geschäftsmann«, sagte er. »Ich denke, das stimmt nicht, weil er vor allem Politiker ist.«
Mehr als zwei Stunden lang sprachen die beiden Präsidenten am Montag in Helsinki zu zweit, nur von Dolmetschern begleitet. Anschließend kamen die Außenminister Sergej Lawrow und Mike Pompeo sowie zwei weitere Berater auf jeder Seite dazu.
Vergangene Woche hatte die US-Justiz zwölf Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes unter Anklage gestellt. Ihnen wird vorgeworfen, für Hackerangriffe unter anderem gegen das direkte Umfeld der Trump-Rivalin Hillary Clinton verantwortlich zu sein. Am Montag gab das US-Justizministerium zudem bekannt, eine Russin wegen versuchter Infiltration von politischen Organisationen in den USA festgenommen zu haben. Agenturen/nd
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