- Politik
- Migrationsrouten
Mehr als 1400 Flüchtlinge landen binnen drei Tagen in Spanien
Spanische Regierung fordert europäische Lösung für Migration / Auffanglager für 600 Migranten in Algeciras geplant
Madrid. Der Schwerpunkt der Migration über das Mittelmeer verlagert sich immer stärker nach Spanien: Allein von Freitag bis Sonntag trafen nach Angaben der Küstenwache mehr als 1400 Geflüchtet in dem Land ein. Die meisten von ihnen kamen in kleinen Booten aus Nordafrika. Die spanische Regierung forderte eine europäische Lösung: »Das Migrationsproblem ist ein Problem Europas und erfordert eine europäische Lösung«, sagte Innenminister Fernando Grande-Malaska.
Am Freitag hatte Spaniens Küstenwache nach eigenen Angaben 888 Migranten gerettet, am Samstag waren es 334 und am Sonntag dann 211. Spanien hat in diesem Jahr Italien als Hauptankunftsland für Geflüchtete in Europa abgelöst.
Die bisherige Hauptroute von Libyen nach Italien ist inzwischen weniger frequentiert. Die neue Populistenregierung in Rom lässt kaum mehr Geflüchtete ins Land, zudem scheinen die libyschen Behörden verstärkt gegen Schlepper vorzugehen. Viele Migranten weichen deshalb in die Nachbarländer Algerien und Marokko aus, um von dort aus die Überfahrt nach Spanien zu versuchen.
Innenminister Grande-Malaska machte sich am Samstag bei einem Besuch in der südspanischen Hafenstadt Algeciras ein Bild von der Lage. Der Sozialist kündigte an, dass dort in Kürze ein Auffanglager für 600 Migranten eröffnet werden soll. Er forderte mehr Beistand der EU-Partner und warf der konservativen Vorgängerregierung Versäumnisse vor: Diese habe »zu wenige Vorbereitungen« für den absehbaren Zuzug getroffen.
Am Montag will Grande-Malaska in das nordwestafrikanische Transitland Mauretanien reisen, das im Süden an Marokko grenzt. Dabei solle es um eine »Stärkung der Zusammenarbeit in Migrationsfragen« gehen, kündigte sein Ministerium an. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) knapp 21.000 Flüchtlinge in Spanien an. In Italien waren es rund 18.100 und in Griechenland rund 15.500.
Derweil hat der Chef der Europäischen Stabilitätsinitiative (ESI), Gerald Knaus, die Einrichtung eines Flüchtlingszentrums in Spanien vorgeschlagen. »Warum richten Deutschland, Frankreich und die Niederlande nicht gemeinsam mit Madrid ein Aufnahmezentrum in Spanien ein?«, sagte Knaus der »Welt« vom Montag mit Blick auf die zunehmende Verlagerung der Flüchtlingsbewegungen nach Spanien.
Das von Knaus skizzierte Modell sieht schnelle Asylentscheidungen »innerhalb weniger Wochen« vor. Anerkannte Flüchtlinge könnten dann auf Deutschland, Frankreich, Spanien und die Niederlande verteilt werden. Wer abgelehnt werde, müsse »sofort in die Herkunftsländer zurück«. Dafür brauche es Abkommen mit den wichtigsten Herkunftsländern in Afrika. Wenn diese bei der Rücknahme nicht Schutzbedürftiger helfen würden, könnten Kontingente für legale Migration in Form von Arbeitsvisa oder Stipendien zugesagt werden. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.