»Kalibr«-Raketen für jedermann

Moskau wirbt Kunden in aller Welt mit Einsatzerfahrungen aus dem Syrien-Krieg

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Pünktlich zum Tag der Kriegsflotte wurde auf der Fregatte »Admiral Gorschkow« die Andreas-Flagge gehisst. Damit ist das Schiff, das für den Einsatz in entfernten Seegebieten vorgesehen ist, Bestandteil der russischen Kriegsmarine. Weitere Neubauten werden folgen. Laut Präsident Wladimir Putin werden in diesem Jahr insgesamt 26 neue Kriegsschiffe in Dienst gestellt werden. Vier davon sollen - wie die »Gorschkow« - mit dem »Kalibr«-Raketensystem (NATO-Codenamen SS-N-27 und SS-N-30) ausgestattet sein.

Es hat über zehn Jahre gedauert, bis das erste große Überwasser-Kampfschiff, das nach dem Ende der Sowjetunion auf Kiel gelegt worden war, einsatzbereit übergeben werden konnte. So lange hat auch die »Kalibr«-Entwicklung in Anspruch genommen. Man hat verschiedene Raketensysteme kombiniert und standardisiert. So entstand eine universell einsetzbare modulare Lenkwaffenfamilie zur Bekämpfung von See- und Landzielen. Die Flugkörper, die vom russischen Almas-Antei-Konzern gebaut werden, können von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und von Landfahrzeugen aus gestartet werden.

Präsentiert wurde die Waffe erstmals 1993. Damals glaubte angesichts der russischen Haushaltslage niemand, dass sie in Kürze einsatzbereit sein würde. Die USA nutzten derweil ihren Vorsprung, den sie mit ihren Tomahawk-Flugkörpern geschaffen hatten. Derartige Marschflugkörper wurden bei Rüstungskontrollverträgen ausgeklammert. Insbesondere der zwischen den USA und Russland 1987 geschlossene INF-Vertrag ignoriert die atomar bestückbaren Systeme. So bleibt auch das »Kalibr«-System, das inzwischen auf mehreren russischen Über- und Unterwasserschiffen installiert ist, von Beschränkungen unberührt. Was auch den Export erleichtert.

Moskau hat vor allem den pazifischen Raum im Blick. China, Indien aber auch Vietnam haben bereits die »Kalibr«-Systeme gekauft. Ebenso verfügen Algerien und Iran über diese gefährliche Präzisionswaffe. Nun offeriert die russische Regierung »Kalibr«-bestückte Mehrzweckschiffe der »Karakurt«-Klasse weltweit. Dabei wirbt Moskau mit den Kríegserfahrungen, die man mit »Kalibr«-Flugkörpern gemacht hat. Erstmals feuerten vier Schiffe der Kaspischen Flottille im Oktober 2015 Marschflugkörper auf Rebellenstellungen in Syrien ab. Die Entfernung betrug 1500 Kilometer. Im selben Jahr startete ein getauchtes U-Boot aus dem Mittelmeer »Kalibr«-Raketen gegen Islamisten-Stellungen.

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