Werbung

Ein Preuße in Japan

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Tokioter Mimeguri-Schrein erinnert noch heute ein 1894 errichteter und drei Meter hoher Gedenkstein an den Einsatz des Berliner Polizeihauptmanns Friedrich Wilhelm Höhn als Lehrer und Berater. Laut Inschrift hat er an der Tokioter Polizeischule im Dienste des japanischen Innenministeriums vier Jahrgänge mit insgesamt 553 Schülern ausgebildet - höhere Polizeioffiziere für verschiedene Präfekturen. Seine Vorlesungen über das preußische Polizeiwesen, damals von sechs Dolmetschern übersetzt, liegen auf Japanisch in Buchform vor, wie auch die Aufzeichnungen seiner ausgedehnten Inspektionsreisen durch ganz Japan.

70 Jahre lang galt der Nachlass Höhns als verschollen. Einige von Höhns Dokumenten konnten jetzt in der Polizeihistorischen Sammlung wiederentdeckt werden, wohin sie 1990 aus Privatbesitz gelangt waren. Neben Fotos der Japan-Zeit enthält der Fund drei Dienst-Reisetagebücher sowie Dokumente aus Höhns dortigem Alltag, zum Beispiel die Auflistung seiner in Japan zurückgelegten Kilometer und Rechnungen für aus Deutschland eingeführte Konserven, da Höhn das japanische Essen nicht bekam.

An ihn erinnert nun eine Sonderausstellung in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte der Humboldt-Universität. Im ausgehenden 19. Jahrhundert vollzog sich im Zuge der sogenannten Meiji-Restauration eine gewaltige Anstrengung Japans mit dem Ziel einer nachhaltigen Modernisierung. Die Ausstellung macht auf die Rolle des 1839 im Oderbruch geborenen Höhn bei der konsequenten Reorganisation des Polizeisystems nach preußischem Muster aufmerksam. Von Zeitgenossen wurde dieser sogar als »Vater der japanischen Polizei« bezeichnet.

Die Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist dem japanischen Arzt, Wissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer Mori Ôgai (1862-1922) gewidmet, der 1887/88 in Berlin am Hygiene-Institut von Robert Koch studierte. Sie widmet sich jedoch nicht nur seinem Leben und Werk, sondern auch den wissenschaftlichen und kulturellen Begegnungen zwischen Japan und Europa in Geschichte und Gegenwart. nd

»Ein preußischer Polizeihauptmann in Japan. Friedrich Wilhelm Höhn. Eine Spurensuche 1885-91«, bis 20. Dez., Mori-Ôgai-Gedenkstätte, Luisenstraße 39, 10117 Berlin, montags bis freitags 10-14 Uhr.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.